Was ist deine Wahrheit? Wer bist du wirklich? Es ist sehr gut, diese Fragen zu stellen und dafür Antworten zu suchen. Immer wird diese Arbeit an mir selbst ein Prozess sein, der vielleicht nie zum Abschluss kommen wird. Dennoch lohnt es sich, diesen Weg zu beschreiten. Jeder kleine Schritt hin zu mir selbst ist ein Fortschritt und trägt seine Befriedigung und seine Freude in sich. Ich muss nicht fertig werden. Die Bewegung reicht.
Aber auch, wenn ich schon ein gutes Stück auf diesem Weg zu mir vorangekommen bin, braucht es ein weiteres Element, um die Sache vollständig zu machen: Ich muss mich einem anderen Menschen zeigen. Die Verwirklichung meines Selbst ist keine isolierte Angelegenheit, sondern auch unabdingbar ein Beziehungsgeschehen. Wenn ich mich nicht zeige, verleugne ich mich selbst vor meinem Gegenüber, und das bedeutet, ich kann nicht der sein, der ich bin. Erst wenn ich mich zeige, werden mein Sein und meine Selbstverwirklichung vollständig, werde ich identisch. Ich bin der, der ich bin, wenn ich mich zeige. Natürlich muss ich innerhalb meiner selbst immer wieder schauen und nachspüren, was im jetzigen Moment das Richtige ist, was sich gut anfühlt für mich, was mir gut tut. Es ist zuerst ein innerer Prozess innerhalb meiner Subjektivität. Das ist die erste Stufe meiner Selbstwerdung. Das ist die Innenseite.
Der Mensch hat aber auch eine Außenseite und zum ganzen Wesen gehören innen und außen gleichermaßen dazu. Es ist essenziell, wie ich mich zeige: ob ich mich in meiner Wahrheit zeige, oder ob ich eine Maske trage und eine Scheinpersönlichkeit vorspiele. Mein Selbst ist auch diese Außenseite und wenn ich hier mein wahres Sein nicht zeige, verletze ich mich selbst. Diese Verletzung führt zu einem Schmerz, den wir in der Regel durch Suchtprozesse betäuben. »Wir machen uns weg.« Wie soll ich existieren, wenn ich mich weg mache? Wie soll ich der sein, der ich bin, wenn ich mich für einen anderen ausgeben? Das geht nicht.
Mich in meiner Wahrheit anderen Menschen zu zeigen, ist deshalb der Schlüssel zu mir selbst. Im Sich-Zeigen komme ich bei mir an. Hier schließt sich der Kreis der Selbstverwirklichung. Erst jetzt bin ich ganz.