Neues, Politik

Interview mit dem Magazin Spuren

Mit Martin Frischknecht vom Spuren-Magazin sprach ich über einige Motive der aktuellen Anti-Corona-Bewegung.

Martin Frischknecht: Ronald, du lebst in Berlin und bist Herausgeber des spirituellen Magazins Tattva-Viveka. Am Samstag auf der Corona-Demo hast du dich mit einer Kamera durch die versammelten Leute bewegt und kommentarlos aufgezeichnet, wer sich da so versammelte. Mein Eindruck: Das waren reife Menschen wie du und ich, die sich in der Tat Sorgen um die Bewahrung der Grundrechte machen und daher auf die Strasse gehen. Es schien unter den Leuten eine friedliche Stimmung zu herrschen. Masken wurden zwar keine getragen, doch es wurden auch kaum Parolen geschrien oder hetzerische Botschaften verbreitet. In den Medien wurde aber gerade davon berichtet und von einem Sturm Rechtsnationaler auf den Reichstag. Gibt es da eine Diskrepanz in der Wahrnehmung?

Begehung der Querdenken-Demo am 29.08.2020 in Berlin, Friedrichstraße

Ronald Engert: Also es gibt tatsächlich eine Diskrepanz zwischen dem, was ich auf der Demo gesehen habe, und dem, wie die Medien berichten. Weder die öffentlichen Leitmedien noch die alternativen Medien berichten wahrheitsgetreu. Insofern bin ich sehr froh, dass ich mir das Geschehen live anschauen konnte. Der größteTeil der Teilnehmerinnen war meines Erachtens nicht rechts. Es waren ganz normale Leute, die auch wenig politische Ambitionen hatten. Sie wollten für Freiheit und Liebe demonstrieren. Insofern haben sie jeden umarmt und akzeptiert, der dabei sein wollte. Sie erklären dezidiert, dass sie keinen Unterschied zwischen Rechts und Links machen wollen. Sie sehen sich als ein Volk. Man hört allerorten, dass «wir» uns nicht spalten lassen sollen. Die Spalter sind eine ominöse Elite, die Regierung, oder wahlweise die Corona-Diktatur, und vor allem die Mainstreampresse. Bisweilen konnte man auch «Lügenpresse» hören.

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Neues, Philosophie, Politik

Fakten und Meinungen im Widerstreit

Der Streit um die Fakten ist eine falsche Auseinandersetzung. Fakten bzw. Tatsachenwahrheiten werden in der Politik immer als Meinungen instrumentalisiert. In Wirklichkeit geht es um die dahinterliegenden Interessen. Wir müssen uns also die jeweilige Ideologie anschauen, anstatt uns um die Fakten zu streiten. Der Artikel bezieht sich auf Hannah Arendts Aufsatz »Wahrheit und Politik«. Arendt arbeitet den Unterschied von Fakten und Meinungen heraus und macht in ihrem Aufsatz deutlich, dass wir uns in einen bodenlosen Abgrund begeben, wenn wir die Tatsachenwahrheiten aufgeben. Der Mensch braucht die Wirklichkeit, um eine stabile Orientierung in der Welt zu finden.

Hannah Arendts Aufsatz »Wahrheit und Politik«

Arendt vergleicht in ihrem Aufsatz Wahrheit und Politik und macht deutlich, dass Wahrheit etwas anderes ist als Macht. Der Bereich der Politik dreht sich um die Macht. Die Wahrheit erweist sich aber in der öffentlichen Welt allzu oft als ohnmächtig. Das Gegenteil der Wahrheit ist die Lüge, und so ist die Lüge so gut wie immer konstitutiv für die Ziele, die die Macht erstrebt. Allein, wir fühlen, dass dies nicht befriedigend ist. Hannah Arendt formuliert es so: »Ist schließlich nicht Wahrheit ohne Macht ebenso verächtlich wie Macht, die nur durch Lügen sich behaupten kann?« (Arendt, 44, alle Zitate aus dem Buch, Quelle am Ende)

Bereits Platon wusste, dass die Wahrheit nicht immer beliebt ist. Am Ende seines Höhlengleichnisses schreibt er, dass derjenige, der versucht, die Menschen aus der Fessel der Illusion zu befreien, gefährlich lebt. Sie würden ihn, »wenn sie seiner habhaft werden und ihn töten könnten, auch wirklich töten« (47). So erging es Sokrates, und so erging es Jesus. Auch Thomas Hobbes wusste in seinem Hauptwerk ›Der Leviathan‹ zu berichten, dass »Menschen Wahrheit nur willkommen heißen, wenn sie niemandes Vorteil oder Gefallen beeinträchtigt« (47). Heute kann man dazu sagen: Wir akzeptieren jedes Argument, das zu unserer Meinung passt.

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Neues, Politik

Revolution, Diktatur und Verschwörung – die spirituelle Szene auf politischen (Ab-)Wegen

Viele Jahre war die spirituelle Bewegung unpolitisch. Man beschäftigte sich mit dem Weg nach innen, mit Selbstverwirklichung und Erwachen. Die Corona-Krise und das allgemeine politische Klima in der Gesellschaft machen aber auch vor der Szene nicht halt. Politische Meme werden von spirituellen Menschen aufgegriffen und in ihr Weltbild eingebaut. Die Synthese von Spiritualität und Politik ist jedoch nicht so einfach.

Die aktuelle Gefahr der spirituellen Szene besteht darin, dass sie ungewollt rechte Ideologie adaptiert, die eine gewisse Nähe zu mythischen und mystischen Inhalten hat. Es sollen deshalb in diesem Aufsatz einige Positionen des historischen Nationalsozialismus und ihre Nähe zu allgemein spirituellen Ideen aufgezeigt werden und wie diese mit der heutigen Lage korrespondieren.
Zielgruppe dieses Aufsatzes sind sowohl politisch eingestellte Menschen, die die spirituelle Szene besser verstehen möchten, als auch spirituelle Menschen, die eine Orientierung in den politischen und gesellschaftlichen Prozessen suchen. Überzeugte »Corona-Rebellen«[1] werden von diesem Aufsatz sicherlich wenig begeistert sein.

Der Aufsatz liegt wegen der umfangreichen Fußnoten als PDF vor, Länge 21 Seiten.

Hier geht es zum PDF.

Am 29.08.2020 erschien der Aufsatz ungekürzt auf Telepolis.

Ein Gespräch mit Veit Lindau anläßlich des Aufsatzes: Podcast oder Video.

Ein Interview mit der Zeitschrift ›Spuren‹ zu dem Aufsatz: Lesen.


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[1] »Corona-Rebellen« ist zugegebenermaßen ein kurzer und damit sicherlich auch plakativer Begriff für eine soziale Bewegung, die im Zuge der Corona-Pandemie entstanden ist. Eine vollständigere Formulierung ist: »Menschen, die kritisch gegenüber den Corona-Maßnahmen eingestellt sind und den Verdacht haben, dass Corona nur ein Vorwand ist, um andere Ziele durchzusetzen, die vorwiegend in einer Art diktatorischen und totalitären Motivation der Regierung liegen.« Im Übrigen gibt es unter den Corona-Maßnahmen-Kritiker*innen Gruppen, die sich selbst so nennen.

Stimmen der Leser*innen

Danke für deinen großartigen Artikel vom 1. August, den ich gestern über Stephanie (danke für deine Postings) entdeckt habe!
Chapeau!
Bis bald mal…
Martin Kirchner, Pionees of Change

Liebe Redaktion, lieber Ronald Engert,
der Text „Revolution, Diktatur und Verschwörung – die spirituelle Szene auf politischen (Ab) Wegen“ ist geradezu brillant und passt in unsere Auseinandersetzung, die wir gerade im ZEGG (Bildungszentrum, Ökodorf und Gemeinschaft) führen.
Ich wollte einmal anfragen, ob wir Ronald Engert für eine interne bzw aber auch große externe Veranstaltung gewinnen könnten.
Thomas Jack Schrecker, Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung (ZEGG)

Hallo Ron,
nun habe ich auch deinen langen Text über »Revolution, Diktatur und Verschwörung« weitgehend gelesen (einen Teil der Fußnoten hab ich mir erspart). Da hast du dir echt viel Arbeit gemacht, dafür Zitate ausfindig zu machen, v.a. von W. Reich und A. Hitler, und sie anlässlich der aktuellen Vorgänge in einen Zusammenhang zu stellen. Ich will darauf nun auch bei mir in Facebook einen Link setzen (»Link-Bombing, grins). Ich glaube, dein Studium der Kulturwissenschaft (jetzt zum Master) hat dir auch geholfen, das nun so genau aufzulisten.
Ein bisschen fehlt mir bei deinem Werk der übergreifende Blick darauf, wie Ideologien und Weltbilder überhaupt zustande kommen. Eminent wichtig finde ich deinen Hinweis auf die üblicherweise fehlende Unterscheidung (schon bei Reich) zwischen mythisch und mystisch und natürlich auch den auf prä- und transrational.
Und super, dass du so viele gut passende Foto dort eingefügt hast!
Das Hitlerbuch von Claus Peter Hant dürfte in vieler Hinsicht Wasser auf deine Mühlen sein, v.a. was die Nähe des Hitlerweltbildes zum Religiösen anbelangt. Ich glaube, das Buch kann dir eine Menge wertvollen Stoff geben, auch für deine Masterarbeit, an der du wahrscheinlich längst arbeitest, und die sich hoffentlich auch auf diesem Gebiet bewegt.
Liebe Grüße und weiterhin frohes Schaffen
Sugata, Wolf S. Schneider, Connection-Magazin

Lieber Ronald,
über Sugatas post in fb bin ich bei deinem Blogbeitrag „Revolution, Diktatur, Verschwörung – die spirituelle Szene auf politischen (Ab)Wegen“ gelandet.
Du sprichst mir aus dem Herzen, denn genau das geht mir seit Monaten durch Kopf und Bauch, dass es mich fatal an die 30 Jahre erinnert, was da gerade abgeht.
Der gute alte Wilhelm Reich ist doch immer wieder erhellend im solchen Zusammenhängen und auch die Unterscheidung zwischen dem Mythischen und Mystik ist ganz wichtig.
Also, danke für deinen inteligenten Beitrag zur aktuellen Debatte, den ich auf fb weitergepostet habe und noch an viele via link verteilen werde.
Gruß Jivana, Innenwelt Verlag

Danke für diesen differenzierten Bericht direkt aus dem Geschehen. Was du sagst, kann ich gut nachvollziehen und bin bei dir. Hoffentlich gelingt es dir, in Berlin öffentliche Diskussionen auf die Beine zu stellen, um die Sache weiterzubringen.
Martin Frischknecht, Spuren Magazin

Ey, ich hab noch NIE in meinem Leben soetwas gutes und exaktes gelesen!! Noch nie einfach. Hier eine perfekte oder mehr als perfekte Analyse zur rechts-ruckenden, spirituellen Szene von Ronald Engert der Tattva Viveka.
Marvin Light

Wow! Deine Analyse ist wirklich gut Habe viele neue Erkenntnisse daraus gewonnen. Faszinierend. Bin aber noch nicht durch mit dem Text. Mein Freund kann nicht mehr aufhören die Analyse zu lesen und sagte, dass er innerlich vor Freude weint endlich einmal (wieder) sowas intelligentes zu lesen und sagte, dass er sich gewünscht hätte sowas aufschlussreiches in der Schule über den Nationalsozialismus gelernt zu haben.
Nicole

Gudrun Jedersberger: Wow, ganz großartig aufgearbeitet und dargestellt. Die Parallelen sind wirklich frappierend, wie es manche ja schon seit Monaten beobachtet und eingeordnet haben. Absolut geflashed… Shocking! Ich finde, der Artikel sollte unbedingt ein breites Publikum erreichen, nicht nur in FB-Spiri-Kreisen.

Marianne Nolde: Finde ich persönlich das Fundierteste, das ich bisher zum Thema gelesen habe.

Iv An: Ein treffender Artikel lieber Edgar. Ich habe ihn auch geteilt gehabt. Er hat dafür leider auch ziemliche Schelte erhalten.

Erstmals seit längerem teile ich wieder mal einen „coronalen“ Artikel, hervorragend geschrieben und betrachtet von Ronald Engert (Chefredakteur der spirituellen Zeitschrift Tattva Viveka), wo man nur den Hut ziehen kann und „Chapeau“ sagen.
Ein breites Band der „politischen Aufklärung für Spirituelle“ (um nicht zu sagen „Nachhilfe“) … (und auch bisschen spirituelle Aufklärung für Politische…)
…. toll recherchiert und erklärt die Zusammenhänge und Ähnlichkeiten zwischen dem „damals“ (30er-Jahre) und heute…
… die Verflechtungen und Gegenwirkung von Spiritualität und Politik ….
… prä-trans-Verwechslungen in Bezug auf Rationalität, die Ablehnung der Aufklärung & die politische „Gegenreaktion“ darauf…
… den Unterschied von Mystik und Mythos….
… und alles auch mit Hilfe einer tiefen Betrachtung der Texte von WILHELM REICH, der sich 1933 eingehend mit dem Erstarken des Nationalsozialismus auseinander gesetzt hat und diese Bezüge zum Spirituellen damals schon herstellte und zeigte.
Edgar Michael Hofer

Margret Hustedt: Eine kluge und differenzierte Analyse, die politischen und spirituellen Menschen gleichermaßen zu denken gibt. Lang und sehr lesenswert.
Ronald Engert: Danke fürs Teilen 😊✊
Margret Hustedt: Ronald Engert In diesem Fall habe eindeutig ich, haben wir alle zu danken. Deine gute Arbeit kann gar nicht oft genug geteilt werden! Wenn die Essenz daraus politisch weiterhin keine oder viel zu wenig Berücksichtigung findet, ahne ich unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt in echter Gefahr.

Boris Werth: Sehr guter Text, Ron. Und danke für deine klare Positionierung, gerade auch als Persönlichkeit in der „spirituellen“ Szene. Meine Hochachtung!

Wer tiefer in die Zusammenhänge einsteigen und verstehen will, warum ausgerechnet die spirituelle Szene offensichtlich kein Problem damit hat, rechte Ideologien zu dulden oder zu unterstützen, dem sei dieser Text von Ronald Engert ans Herz gelegt. In meinen Augen eine wirklich brillante Analyse.
Jeanette Hagen, Journalistin

Sylvia Eulitz: Wunderbarer link, vielen Dank fürs Teilen!!! Ich bin begeistert von dieser Analyse… gäbe es doch mehr davon.

Alfons Pollak: Großartiger Artikel – scharfe Denke !!!

Meru MeYa: Dieser Artikel ist wirklich genial weil extrem sachkundig, es gibt jedoch nur wenige unter den Zweiflern und Skeptikern, die überhaupt wissen wer z.B. W. Reich oder K. Wilber sind!

Dieser Aufsatz bringt es in beeindruckendem Destillat sowas von auf den Punkt. Etwas vom besten, was ich bisher über Verschwörungstheorien gelesen habe. Alexandra Frisch

Niino Magick
Dorothea Sahlmüller
Ja , wow! Ich kannte keine Schriften von ihm bisher, aber dieser Artikel ist soooo gut.

Lothar Lorenz Gütter
Danke für’s Teilen…ein so wichtiger Artikel von Ron Engert

Felidée Forestier
Yes! Langer Artikel, doch sehr lesenswert!

Markus Mauthe
Danke für den Artikel, der einige lose Enden in meinem Kopf zusammengeführt hat. Unser Einsatz für eine nachhaltige Gesellschaft ist in den letzten Jahren nicht einfacher geworden.

Kristine Idriss
Top Artikel, habe ihn schon weitergeleitet, ja er ist lang , aber das wesentliche bleibt hängen. ich finde den Bezug bzgl. nicht wahrgenommener, ausgeführter Schattenarbeit und den damit verbundenen Auswirkungen , auf und in ! allen Ebenen hervorragend. Gerade jetzt nach dem Kurs Schattenwerk.Danke für den Link.

Silke Uhle
Veit Lindau, ich bin begeistert von diesem großartigen Artikel. Wie oft vergisst man, dass Weisheit komplex ist.

Ariane Rodewald
Danke! Sehr guter und fundierter Artikel.

Thomas Kolb
Danke für den Artikel und das Statement. Vermutlich ist nur deswegen hier so wenig hysterisches Kontra in den Kommentaren zu lesen, weil 21 Seiten schon ne Menge Text sind und das die Leute, die es gerne sehr einfach haben – siehe im Artikel speziell die Zitate aus „Mein Kampf“ – damit überfordert sind.

Claudia Gabel
Über diesen Post https://www.facebook.com/210471548985466/posts/3667528856613034/ wurde
ich auf den Artikel aufmerksam. Froh, ihn auch hier gefunden zu haben und dankbar über beide Herangehensweisen. In der Hoffnung auf Klärung, Verständigung aber auch eindeutige Positionierung.

Barbara Grebe
Wow – superguter Artikel. DANKE!! So viel wertvoller Input, schlüssige, umfassende Erklärung und damit Orientierungshilfe!!
Danke Ronald Engert fürs Schreiben, danke Veit Lindau
fürs Teilen.

Hallo Herr Engert, vielen Dank für Ihren Artikel: Revolution, Diktatur und Verschwörung – die spirituelle Szene auf politischen (Ab-)Wegen! Sie schreiben mir auf der Seele. Wir haben noch so viel zu lernen. Liebe Grüße Vaya Wieser-Weber (FB PN)

WAS UNS DIE GESCHICHTE LEHREN KANN !
Meine dringende Lese-Empfehlung für alle, die vor langen, aber andpruchsvoll lohnend klugen Texten keine Angst haben!
Wow Ronald Engert, DANKE für deine Mühen, uns eine so tiefschürfend differenzierende Analyse zu bieten, in der du uns durch den gezielten Blick in die Geschichte und das Aufzeigen der Parallelen die Augen öffnest für die Möglichkeiten des Geschehens, in dessen Mitte wir uns gerade befinden !!!
Tom Opitz auf FB

Wundervoll! Das freut mich sehr Ich habe gehofft, dass dein Artikel die Runde macht. Er ist einfach grandios spannend und man kann so viel dadurch lernen
Nicole Daniela

Dennis Wittrock
Differenzierte Perspektiven teile ich gerne. Danke fürs Schreiben.

Ich poste die nachstehende Einschätzung von Ronald Engert, Herausgeber und Redakteur des Magazins Tattva Viveka und exzellenter Kenner der spirituellen Szene, dessen Position ich im großen und ganzen teile.
Ich habe heute seine ausführliche Analyse „Revolution, Diktatur und Verschwörung – die spirituelle Szene auf politischen (Ab-)Wegen“ gelesen, in der er sich mit der massenpsychologischen Dynamik und der teilweisen Adaption rechtsnationaler Tendenzen in der spirituellen Szene beschäftigt:https://www.tattva.de/…/Engert-Revolution-Diktatur-Verschwo…
Ich lege die Lektüre jeder/jedem ans Herz, die/der sich kritisch mit der aktuellen Situation auseinandersetzt und sich politisch engagiert, ohne sich dabei vom rechten Lager vereinnahmen lassen zu wollen.
Ich gebe zu, diese Auseinandersetzung ist ein Stück Arbeit und erfordert Selbstreflexion. Doch wer für Demokratie, Freiheit, Menschenrechte eintritt, wird genügend Selbstverantwortung haben, um diese Anstrengung auf sich zu nehmen.
Ulrike Reiche

Martin Frischknecht
Danke
Ronald Engert
für diesen differenzierten Bericht direkt aus dem Geschehen. Was du sagst, kann ich gut nachvollziehen und bin bei dir. Hoffentlich gelingt es dir, in Berlin öffentliche Diskussionen auf die Beine zu stellen, um die Sache weiterzubringen.

Tom Opitz
Ronald Engert
Nochmals auch hier:
DANKE für deine klaren Worte, die ich vollends unterstütze! Ich fürchte nur, dass sie die Träumer nicht erreichen, die sich da gestern in den Friedensparolen suhlten und die Fake-news und Hass auf die „Eliten“, der da immer wieder auch (!!!) von der Bühne sprudelte nicht wahrnehmen.

Alexander Pan
Exzellenter Artikel. Danke dafür

Dirk Michael
Ich habe Deinen Artikel gelesen, Ronald, und meine, mich mit großen Teilen des von Dir skizzierten Bildes identifizieren zu können. Ja, ich kann. Chapeau für diesen in sich schlüssigen Text!
Für mich ist es schwierig, ein solch heterogene Menge mit ganz unterschiedlichen Menschen jeglicher Couleur insgesamt zu adressieren. Und das macht es für mich schwierig, einzelne Verhalten zu einzuordnen. Auf von Teilnehmern gedrehten Videos siehtst Du einfach Alles: Impfgegner, Rechte und Extremisten, VT, mit der Wirtschaft Unzufriedene etc. Gemeinsamkeiten – außer einem pauschalen und stringenten Dagegen-SEIN – vermag ich nicht zu erkennen.
Nach Sichtung von Interviews einzelner Demo-Teilnehmer meine ich jedoch zu erkennen, dass viele Menschen an einer Selbstentfremdung ‚leiden‘ und gleichzeitig phantastische Geschichten erzählen. Geschichten, die so bar jeder Vernunft sind, dass ich mich tatsächliche frage, wie es ihnen möglich war, den rationalen Aspekt beiseite zu schieben. Aber offensichtlich geht das.
Aber was sind die Motivationen dahinter? Eine so große Angst vor der Pandemie, deren geradezu besessene Meidung es möglich macht, alles zu glauben was milder erscheint? Oder ist dieses pauschale Dagegen-Sein einfach eine Projektion innerer Zustände, die im Außen einfach besser handle-bar erscheinen? Schließt sich diese heterogene Gruppe vielleicht einfach zusammen, weil sie sich als Einzelne bedeutungs-los und unwichtig erleben und genießen primär das Gefühl des Kollektivs, das ihnen Stärke suggeriert?
Ich habe leider keine Antworten auf diese Fragen, finde es aber wichtig, im Dialog zu bleiben, damit die gesellschaftliche Trennung nicht galoppierend davon rennt. Die rechtslastigen Menschen möchte ich von diesem Dialog ausnehmen, denn hier denke ich, diese sind nicht mehr erreichbar.

Lieber Ronald, vielen Dank für Deinen oben genannten Artikel.
Hat gut getan, so eine differenzierte Darstellung zu lesen. Auch mich interessiert seit vielen, vielen Jahren dieses Spannungsfeld zwischen Politik/Ratio und Spiritualität/Mystik und habe merkwürdige Tendenzen in spirituellen Kreisen und ihren Heilsideologien beobachtet. Ich war immer froh, wenn ich Kontakt zu Leuten hatte, die im Denken und Fühlen zu Hause sind, beobachte aber selbst bei vielen von denen – eben auch Freunden –, die ich dort gewähnt habe, ein Abdriften in die unreflektierte Nähe zu Rechten …
Ich werde den Artikel gerne weiter empfehlen.
Liebe Grüße
Bunda Silke Watermeier, ZIST

Sehr geehrter Herr Engert
erst einmal Gratulation zu dem hervorragenden Artikel zu dieser aktuellen Problematik. Sollte es diesen Artikel auch in Englisch geben, dann würde ich Sie bescheiden darum bitten, ihn mir zukommen zu lassen.
Ich habe viele Freunde, die ihn gerne lesen würden, da ich ihnen davon erzählte. Ich wäre Ihnen sehr zu Dank verbunden, wenn Sie die englische Ausgabe hätten.
Herzliche Grüsse aus der Schweiz
Asti U. Hagenbach

Lieber Ronald Engert,
zufällig fand ich Deinen Aufsatz über facebook. Herzlichen Dank dafür – ich habe schon seit langem nach einer solchen Darstellung gesucht, zumal ich mich in drei verschiedenen Milieus bewege, die zwar unterschiedlicher nicht sein könnten, aber offensichtlich alle sehr anfällig sind: zum einen unter Anthroposophen, dann unter „Spirit-Hippies“ und Hare Krishna und dann auch noch in der Goa-Szene. Ich fürchte nur, dass viele, die es betrifft, Deine klare Argumentation – noch dazu unter Bezug auf W. Reich – nicht verstehen werden (Mangel an Vorwissen und Bildung) – ich jedenfalls bin sehr dankbar dafür, dass in einem spirituellen Medium solch ein Artikel erschienen ist.
Liebe Grüße, Rimbert

Durch einen glücklichen Zufall konnte ich heute den aktuellen gut recherchierten Artikel aus Tattva lesen, und bin so dankbar für das, was da an geschichtlichem Hintergrund eingeflossen ist. Hiermit meinen tiefen Dank, dass ich aus der Irritation und den Zweifeln, die ich bezüglich der Demo in Berlin, und auch der Verbreitung bestimmter alternativer Nachrichten, gefunden habe.
Herzliche Grüße Ursula

Von Telepolis:

Ich wundere mich immer wieder, wie zahlreiche Kommentierungen auf Telepolis zustande kommen. Ich habe den Beitrag, im Unterschied zu manchen, dies auch eingestehenden Kommentatoren, komplett und mit wachsender Lesefreude gelesen. Der Beitrag ‚Revolution, Diktatur und Verschwörung‘ ist ausgesprochen lesenswert, kenntnisreich und reflexiv geschrieben. Er enthält zahlreiche Anregungen zu einer kritischen Reflexion der gegenwärtigen gesellschaftlichen Bewegungen im Kontext von Corona. Eine pauschale Diffamierung des Autors ist nicht angebracht, z.T. beleidigend, und zeigt, dass er in die Mitte der Dinge getroffen hat.
Ich wünsche mir sachlichere Kommentierungen auf Telepolis. Es ist wirklich schade, wenn ausgezeichnete Beiträge derart zerrissen werden. Der Autor möge es sich nicht zu Herzen nehmen. Er hat Großartiges mit seinem Artikel geleistet.
Prof. Dr. Klaus Moegling

Das sehe ich genauso. Ich stimme der etwas anspruchsvolleren Analyse des Autors in weitesten Teilen zu. Sehr gute Arbeit!
Ja, der frühe Reich war der Klarere…
Ja, Wilbers Begriff der Prä-Trans Verwechselung ist zentral…
Nein, Wilber ist kein New-Age Philosoph…
U.v.m.
Man muss doch davon ausgehen, daß die überwiegende Mehrheit der KommentatorInnen im Forum hier nicht das geistige Rüstzeug haben, solch einen Artikel auch nur konzentriert durchlesen zu können. Geschweige denn zu diskutieren. Das ist leider zunehmend und schon länger so.

Ich möchte mich Ihnen anschließen!
Ich habe den Beitrag als bemüht um Differenzierung gelesen (wie schon der Verzicht auf regelrechte Kampfbegriffe wie „Esoterik“ und „Irrationalität“ zeigt).
Reich mag man vorwerfen, was man möchte, seine Massenpsychologie des Faschismus bemüht sich darum, zu verstehen, und setzt deshalb beim potenziellen Faschismus in jedem / jeder von uns an. Ob diese Sichtweise konstruktiv ist oder destruktiv, mag sich jede/r selbst beantworten. Wie überzeugend ein Exzeptionalismus wie „mir könnte das nie passieren“ ist, beantwortet die Sozialpsychologie.
Auch wenn ich mit dem Autor nicht in jedem Punkt konform bin, ist sein Beitrag im Bemühen um Fairness und Anerkennung der Menschlichkeit der „Gegen“seite geschrieben und versucht, nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen:
Die gegenseitige Menschlichkeit trotz widerstreitender Meinungen anzuerkennen und zu versuchen zu verstehen, warum der/die Andere handelt, wie er/sie handelt, dieser Universalismus ist meiner Wahrnehmung nach heute wichtiger denn je. (Und nicht nur in den Medien, sondern auch in den Foren.)

Negativ:

Stefan Lexutt: Also liebe Jeannette. Nun habe ich mich wirklich 1,5 Stunden durch den Artikel gearbeitet, habe mir unbekannte Begriffe nachgeschlagen und mich mit seinen Argumentationsketten und Querverweisen beschäftigt. Ich kann dem Artikel nichts Besonderes abgewinnen. Natürlich gibt es in der spirituellen Bewegung politisch schlecht informierte Kreise und sicher ist eine klare Abgrenzung zur rechten Szene nicht immer erkennbar. Die Begründungsversuche von Roland Engert finde ich, wenn auch intellektuell verpackt, bestenfalls oberflächlich angerissen. Für meinen Geschmack von „oben herab“ referiert. Das hat sich für mich persönlich nicht gelohnt. Bei Thomas Manns „Zauberberg“ konnte ich mich für den Gebrauch der Sprache begeistern, „Siddhartha“ von Hermann Hesse hat mich Inhaltlich gefesselt. Roland Engert konnte mich weder inhaltlich noch sprachlich erreichen. Aber Geschmäcker sind glücklicherweise verschieden. 🙂 Liebe Grüße

Sonja Wdm: ..der text krampft mir alles zusammen… das fühlt sich nicht echt an, was ich da lese. Da wird zu viel vermischt. Viel hitler und viel w. Reich im zusammenhang mit spirituellen, die „nix kapiert“ haben. Ich hoffe, der autor hat das wirklich begriffen, ich wünsche es ihm.

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Wem nützen die Verschwörungstheorien?

Die einzige Verschwörungstheorie, die ich für realistisch halte, ist die, dass die Rechten die Verschwörungstheorien verbreiten. Es ist schon auffällig, dass mit dem Erstarken der politischen Rechten auch die Verschwörungstheorien zunehmen. Facebook wird mehr und mehr davon überschwemmt, und es war nur eine Frage der Zeit, dass auch zu Corona die passende Verschwörungstheorie ausgerollt wurde.

Es ist immer die gleiche Erzählung. Grundlegende Elemente des Narrativs sind immer, dass es eine absichtliche und gesteuerte Aktion ist, um die Bürger in ihrer Freiheit einzuschränken oder bestimmte Rechte abzuschaffen. Es gibt eine mutmaßliche Gruppe, die alles steuert. Diese Gruppe ist von Grund auf böse und hat eine unglaubliche Macht. Alle anderen sind ihre Opfer und völlig hilflos. Das System ist korrupt und völlig kaputt und muss abgeschafft werden.

Wenn die Menschen erst mal glauben, dass das System schlecht und böse ist, ist es nur noch ein kleiner Schritt in die Arme der rechten Ideologien, wie sie von AfD, den Identitären, der NPD und ähnlichen Gruppen vertreten wird. Die rechte Ideologie hat als Kernüberzeugung, dass das herrschende System ein korruptes und böses System ist, dass durch die internationale Finanzoligarchie gesteuert wird, das Volk und die einfachen Bürger unterdrückt und mit durch und durch bösen Absichten regiert. Usw. usw.

Warum kann das nicht stimmen?

Es wird vergessen, dass jeder Mensch seinen eigenen kritischen Geist hat und sich von niemandem unterdrücken lassen möchte. Es gibt Hunderte und Tausende Millionen von Menschen, die alle irgendwo in der Gesellschaft etwas tun. Sie arbeiten in Institutionen, in der Presse, in Initiativen, in Startups, in der Landwirtschaft, im Tourismus, im Gesundheitssystem, im Handwerk, in den Ausbildungsstätten. Alle sind Menschen, die frei und selbstbestimmt leben wollen und in ihrem Radius etwas zu sagen haben. Dies betrifft auch die Politik und die Wirtschaft, die vielfältige, weitverzweigte und sehr komplexe Gefüge bilden, in denen Millionen von Menschen leben und arbeiten. Alle haben Kompetenzen, Befugnisse, Entscheidungsmacht. Verschwörungstheorien reduzieren dies auf das aller simpelste Schwarzweißmodell, das besagt, dass es eine kleine Geheimgruppe gibt, die sich voller Absicht dazu verabredet hat, alles zu kontrollieren und zu zerstören, sowie eine überwältigende Mehrheit, die durch ein alldurchdringendes Unterdrückungs-und Überwachungssystem völlig machtlos ist.
Das ist alles viel zu simpel gedacht, weil es der Komplexität der menschlichen Gesellschaft in keiner Weise gerecht wird. Es ist auch ein Affront gegen die Freiheit und Selbstbestimmung des Menschen, gegen seine Würde und Intelligenz. Davon abgesehen sollte allein die Negativität dieses Weltbildes schon zu denken geben. Welcher Geist denkt sich so etwas aus, dass da allmächtige, böse Mächte im geheimen agieren, um die Weltherrschaft an sich zu reißen? Könnte ja sein, dass es ein Spiegel für diese Leute ist, die sich das ausdenken? Vielleicht sind es ihre eigenen Omnipotenzfantasien, die sie nach außen projizieren? Diese Omnipotenzwünsche resultieren aus der subjektiv erfahrenen Ohnmacht dieser Menschen. Im Grunde stehen dahinter Angst und Machtgier. Es sind Vorstellungen des Egos, die die Welt in einen finsteren Ort verwandeln. Es ist das alte mythische und dämonische Weltbild, das durch die Aufklärung eigentlich überwunden werden sollte. Die AnhängerInnen dieser Theorien sind sich des erkenntnistheoretischen Umstands nicht bewusst, dass dies Tatsachenbehauptungen und Interpretationen sind. Sie sind von der Realität dieser Interpretationen überzeugt.

Wie könnte es richtig sein?

Jeder Mensch ist von Hause aus gut. Das sieht man an den Kindern. Wir leiden allerdings unter Unwissenheit, d. h. wir wissen nicht, wie die Dinge zusammenhängen und was Wirklichkeit ist. Wir lernen aber täglich dazu. Wir befinden uns auf einem Weg der Evolution, auf dem es uns zunehmend besser geht. Die gegenwärtige Welt ist die bestmögliche aller Welten. Es ging uns noch nie so gut wie heute. Wir leben hier im Westen, wo diese Verschwörungstheorien zirkulieren, in einer hoch entwickelten Zivilisation, die alles hat, was man sich materiell wünschen kann. Die Menschen, die hier wirklich in großer Armut leben, sind nur noch wenige. Natürlich sollte ihnen noch besser geholfen werden. Wir sind noch nicht am Ende der Evolution angelangt, d. h. es gibt noch vieles, was unvollkommen ist und was noch besser werden darf. Aber wir sind auf dem Weg. Vergleicht man die Situation der Menschen in Deutschland mit der Zeit um 1920, geht es uns heute zigmal besser. Die Menschen hatten damals nicht mal die Kohlen, um ihre Wohnung zu heizen. Viele Menschen sind im Winter mitten in Berlin erfroren oder verhungert. Bei politischen Unruhen wurden reihenweise Menschen auf der Straße erschossen. Solche Dinge gibt es heute deutlich weniger.
Die aktuelle Politik und Wirtschaft sind sehr komplex und es gibt Ambivalenzen und potentielle Tendenzen in die gute und in die schlechte Richtung. Es gibt immer negative Handlungen und positive Handlungen, Führungskräfte, die nur ihrem eigenen Egoismus oder ihrer Machtgier folgen, oder dies ab und zu tun, und andere, die sehr ehrenhaft und ethisch handeln, zumindest meistens. Der Mensch ist im Grunde ein ethisches Wesen und weiß, dass der Schaden, den er anderen zufügt, auch sein eigener Schaden ist. Es ist deshalb sehr wichtig, immer das Gute im Menschen zu fördern und in den vielfältigen ambivalenten Potenzialen, wo niemals gut und böse getrennt auftreten, die entsprechenden positiven Kräfte zu stärken. Eine Theorie, die nur dann funktioniert, wenn man davon ausgeht, dass es super böse Menschen gibt, erzeugt diese bösen Menschen. Mindestens in der Vorstellung derer, die an diese Vorstellungen glauben. Die Realität ist nicht einfach eine objektive Sache, die es nur zu benennen gäbe.
Wir bewerten die Realität fortwährend, und diese Bewertung entsteht in unserem Geist. Sie ist nicht objektiv. Sie ist Gegenstand einer Konstruktion, die bewusst und mit den richtigen theoretischen Prämissen unterbaut sein muss. Wenn wir eine rechte Ideologie als Unterbau verwenden, landen wir im Faschismus. Wenn wir eine Verschwörungstheorie verwenden, landen wir in einer Hysterie. Wenn wir eine demokratische Theorie verwenden, landen wir eventuell in einer gemäßigten Zone, wo zwar nicht alles perfekt ist, wo es aber ein großes Potenzial der Verbesserung gibt. Diese Verbesserung geht sehr langsam vor sich, weil die ganze Gesellschaft sich bewegen muss. Abermillionen von Menschen müssen in dieser Entwicklung mitgehen. Es ist sehr wichtig, realistisch zu sein und die realen Umstände und Bedingungen dieser Entwicklung zu kennen. Eine überhöhte psychotische Reaktion der Panik wird der Realität nicht gerecht.

Was ist das Problem?

Viele Menschen scheinen unter einem Selbstzerstörungssyndrom zu leiden, dass man auch Stabilitätslangeweile nennen könnte. Es geht uns so gut, dass es uns schon wieder langweilig ist und wir mehr Action brauchen. Es juckt uns in den Fingern. Wir müssen das Haar in der Suppe finden. Wir wollen unzufrieden sein. Gerade hier in Deutschland jammern wir auf so hohem Niveau. Gleichzeitig sind wir so faschistisch, dass wir Menschen wie den Flüchtlingen an den Außengrenzen der EU nicht nur nicht helfen, sondern ihnen das Recht auf ein lebenswertes Leben absprechen. Wir haben dieses wunderbare, lebenswerte Leben, wir leben hier im hochentwickelten Westen wie die Maden im Speck, und verdammen es. Wir können es selbst nicht genießen, genau deshalb, weil es auf dem Leiden anderer Menschen aufgebaut ist. Der kollektive Minderwert und das schlechte Gewissen für die ganzen Schandtaten, die die Menschen hier und da begehen, ruft im Unbewussten nach einer Bestrafung, nach einem Wunsch zur Selbstzerstörung.

Was ist die Lösung?

Diese Selbstzerstörung hat sogar einen realen Sinn, weil tatsächlich etwas in uns zerstört werden muss, nämlich unser eigener innerer Faschist, unsere innere Bosheit, unser Egoismus und unsere Missgunst gegenüber anderen Menschen. Das dürfen wir nicht auf andere Menschen nach außen projezieren und sie für unser Leiden beschuldigen. Wir dürfen nach innen gehen, in unserem eigenen Inneren unseren Schatten bearbeiten und zu echten Menschen werden. Wir können diese Dinge in uns selbst verarbeiten und heilen. Nur dann finden wir zur richtigen und nachhaltigen Lösung, zu einer endgültigen und vollständigen Heilung. Andernfalls wird sich die Selbstzerstörung immer wieder wiederholen, wie wir es jetzt gerade beobachten.
Mit der Aufarbeitung des Schattens kommt die Liebe erst wieder hervor. Dann erscheinen uns auch fremde Menschen nicht mehr feindselig oder bedrohlich. Diese Wahrnehmungen liegen in unseren eigenen Augen. Wer in der Liebe ist, sieht überall die Liebe. Wer im Hass ist, sieht überall den Hass. Wer depressiv ist, sieht überall depressiven Menschen. In die Liebe kommt man aber nur, wenn man seinen Schatten aufgearbeitet hat. Dies macht man in der Therapie und in der spirituellen Praxis. Dann braucht es auch keine Verschwörungstheorien mehr und man sieht die realen Menschen, die alle nach Liebe suchen, das Beste wollen, unwissend sind, nach Schutz suchen, teilweise Angst haben, teilweise fröhlich sind, manchmal schlau und manchmal dumm, oft egoistisch, manchmal liebevoll, und so das ganze Spektrum der Möglichkeiten praktizieren. Es offenbaren sich dann unendlich viele Möglichkeiten. Dann wird eine positive Vision für alle möglich. Dann kann sich das Blatt vielleicht zum Guten wenden. Anderfalls werden wir wieder in den Faschismus und die kollektive Selbstauslöschung rauschen, wie damals 1933.

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Politik, Spirituelle Kultur

Die spirituelle Bedeutung von Geld

oder: wie man mit 4000€ eine Gruppe von Menschen an ihre Grenzen bringt.

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Vor einigen Jahren war ich einmal auf einem fünftägigen Seminar, wo es um die spirituelle Bedeutung von Geld ging. Eine Übung, die wir machten, bestand darin, dass die Seminarleiter eine Glasschüssel mit Geld vorne hinstellten. In dieser Schlüssel befanden sich 4000 € in zerknitterten Scheinen. Dadurch, dass die Scheine zerknittert waren, füllten sie die ganze Schüssel. Das Geld verschenkten sie. Die Übung bestand darin, dass man freiwillig vortreten konnte, um Geld aus der Schüssel zu nehmen. Die einzige Bedingung war, dass man offen sagte, wie viel und für was man das Geld haben möchte. Außerdem hatten die beiden Seminarleiter sowie alle Anwesenden das Recht zu sagen, ob das okay sei. Es zeigte sich im Lauf der Übung, die insgesamt drei Stunden dauerte, dass die Seminarteilnehmer, ca. 70 Menschen, emotional und energetisch voll in ihre Prozesse kamen und jeder sofort spüren konnte, welche Motive hinter dem Geldwunsch steckten und ob dieser Betrag, den die jeweilige Person nehmen wollte, stimmte.

Es war erschütternd festzustellen, wie viel Schmerz und Scham mit diesem Thema verbunden sind und wie tief das Thema Geld in die eigene Bedeutung als Seele, als Person und als Mensch hineinragt. Es ist unmittelbar verbunden. Die Menschen standen teilweise vorne und zitterten, weinten oder brachen zusammen, wenn sie sich mit ihrem Wunsch zeigen mussten. Der Wert des Geldes war unmittelbar mit ihren Selbstwert verknüpft. Das Geld wurde tatsächlich verschenkt. Es war kein Spiel und keine Simulation. Dadurch nahm die Übung einen sehr existenziellen und ernsten Charakter an. Hier kamen alle Schatten hoch, die die Menschen hatten, aber auch ihre reine Freude, wenn sie das Geld bekamen und sich nun einen besonderen Wunsch, wie z.B. ein Kleid oder eine Reise erfüllen konnten.

In der Schüssel war ein 500 € Schein, mehrere Hunderter, ansonsten Fünfziger, Zwanziger und Zehner. Je kleiner der Betrag, umso mehr Scheine waren darin. Viele wollten so ca. 20-30 € haben. Sie sagten, sie wollten sich einen kleinen Wunsch erfüllen, oder für ihre Kinder etwas kaufen oder Ähnliches. Ein Mann wollte 100 €. Er war der Egoist in der Gruppe. Er ging nach vorne, brachte seine Erklärung vor, die ziemlich selbstherrlich war, und nahm sich Geld aus der Schüssel. Niemand der Anwesenden klatschte oder fühlte Zustimmung. Es herrschte ein betretenes Schweigen im Raum, als er sich das Geld nahm. Die Seminarleiter, die in der Regel ihr Feedback gaben, sagten nichts. Am Ende der Übung, zwei Stunden später, trat er jedoch vor und sagte, dass er sich sehr schlecht fühle und das Geld zurückgeben möchte. Er hatte seine egoistische Haltung erkannt und erklärte, dass er es getan hatte, weil er seinem Sohn gegenüber den starken Mann markieren wollte. Er fühlte aber jetzt, dass es nicht stimmig war. Nachdem er Zeuge der ganzen anderen Prozesse geworden war, wo die Menschen um ihren ehrlichen Wert gerungen hatten, ging es im so schlecht, dass er es nicht aushalten konnte. Er musste das Geld zurückgeben, das war ihm ein dringendes Bedürfnis und er entschuldigte sich vor der versammelten Gruppe.

Der 500 € Schein lag sehr, sehr lange in der Schüssel und niemand traute sich, ihn zu nehmen. Irgendwann trat eine Frau vor. Sie erklärte, dass sie als Kind nie Taschengeld bekommen hatte, aber von ihrem Vater für kleine Arbeiten bezahlt wurde und er ihr die Groschen in einer mahnenden Weise vorgezählt hatte, was sie sehr beschämte und erniedrigte. Sie wollte Geld nehmen, einfach um mal etwas zu bekommen, ohne dafür etwas leisten zu müssen. Der Seminarleiter fragte sie, wie viel sie denn nehmen möchte. Es wurde deutlich, dass es hier um ihren Selbstwert ging, der in ihrer Kindheit schon verletzt worden war. Sie war sehr unsicher und hatte Tränen in den Augen. Sie zögerte und traute sich nicht an die Schüssel zu treten. Der Seminarleiter musste sie mehrfach auffordern, aber sie konnte keinen Betrag nennen. Schließlich musste sie sich direkt vor die Schüssel stellen und nahm schließlich einen 20 € Schein. Alle im Raum waren sehr betroffen. Waren es 20 €, die sie sich wert war? Hatte sie so viel Angst und Scham, sich mehr zu nehmen, wenigstens 50 € oder vielleicht 70 €? Sie zitterte und weinte. Der Seminarleiter trat zu ihr, nahm sie in die Arme, griff in die Schüssel und gab ihr den 500 € Schein. Da brach sie zusammen. In dieser Geste verdichtete sich das ganze Leiden ihres Lebens, die Erniedrigung als kleines Kind und ihr Leben als Frau, die nie die Chance hatte, Selbstwert zu entwickeln. Es war wirklich bestürzend, welche Kraft das Geld hatte und wie stark es in den Selbstwert der Menschen eingriff.

Es gab viele dieser erschütternden Begebenheiten. Es wurde klar, dass jeder mit diesem Vortreten und Nehmen des Geldes seinen eigenen persönlichen Wert erklären musste und direkt an seinen Schatten kam. Er musste für seine Vision, seine Werte und seine Bedürfnisse geradestehen, und alle diese Gefühle von Scham, Angst und Schmerz kamen hoch. Mir wurde klar, wie unmittelbar Geld mit unserem Selbstwert verbunden ist. Es war unmittelbar fühlbar und existentiell, obwohl es hier nicht einmal darum ging, das eigene Geld herzugeben, sondern darum, geschenktes Geld zu nehmen. Man konnte nicht verlieren, nur gewinnen. Aber es war so real und niemand konnte sich der existentiellen Berührtheit entziehen. Alle Themen von Selbstwert, Verdienst, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Wahrheit kamen direkt in Sicht. Niemand konnte sich dieser blutigen Realität entziehen.

Wir Menschen haben das Geld geschaffen, und ich glaube, es war ursprünglich genau dieser unmittelbare Ausdruck unseres eigenen Wertes, unseres Vermögens, unseres Verdienstes von dem, was wir mittels unserer kreativen schöpferischen Kraft, mittels unserer Spiritualität erschaffen haben. Nur weil das Geld so wirksam ist, wurde es im Laufe der Geschichte so massiv missbraucht und dazu benutzt, Menschen zu quälen, zu erniedrigen und zu vernichten. Im hellen Spiegel jedoch ist das Geld tatsächlich ein Ausdruck unserer Wertschätzung und unserer gegenseitigen Liebe. Das Geld ist jedoch unbewusst oder auch bewusst extrem negativ besetzt, weil es so massiv missbraucht wurde und im dunklen Spiegel verwendet wurde und wird. Wir können den positiven Ausdruck des Geldes nicht erkennen, geschweige denn fühlen.

Es wird nicht ausreichen, diese negative Haltung gegenüber Geld zu kultivieren und als Ultima Ratio, als letzte Schlussfolgerung zu etablieren, indem wir Geld ablehnen, das Geld abschaffen wollen oder einfach planlos verschenken, als ob es keinen Wert hätte. Es war in der Übung deutlich fühlbar, dass es einen stimmigen Betrag gibt, der für den Menschen und sein jeweiliges Anliegen in dieser Situation der richtige ist. Dies war wirklich ein Abwägen von der genauen Anzahl an Euros. Teilweise spürten wir, wie die Person, die vorne stand, zu wenig nahm. Sie schätzte ihren Wert zu niedrig ein. Meistens war es so. Bei manchen konnten wir spüren, das stimmt. Und es gab wirklich nur einen von 70 anwesenden Personen, der sich deutlich über Wert bedient hat, wie oben beschrieben. Es ist notwendig, diese Beziehung zum Geld zu heilen und sich den eigenen Schatten diesbezüglich anzuschauen. Erst wenn das Geld wieder im hellen Spiegel als Ausdruck unserer gegenseitigen Liebe und Wertschätzung gehandelt wird, können wir von einer Heilung sprechen.

Es zeigt sich bei näherer Untersuchung der Kategorien und Begriffe der monetären Sphäre, dass alle Begriffe, die es im Finanzbereich gibt, auch zugleich sehr tiefe emotionale und spirituelle Kategorien benennen. Zum Beispiel der Begriff des Erlöses. Finanziell ist der Erlös der Gewinn, den das Geschäft abwirft. In der spirituellen Sphäre ist es die Erlösung, das höchste Ziel des gläubigen Menschen. Auch der Begriff der Zuwendung, finanziell die Bezahlung für eine Leistung, ist in der emotionalen, inneren Welt des Menschen eines der elementaren Grundbedürfnisse überhaupt: die Liebe und Zuwendung, die wir von anderen Menschen bekommen. Der Begriff Verdienst bzw. verdienen bezeichnet ein ökonomisches Verhältnis, das im Begriff des Dienens in der spirituellen Sphäre als Gottesdienst und Diener Gottes die höchste Schlussfolgerung einer spirituellen Identität darstellt. Es zeigt sich in unserem Gewissen, dass wir etwas, dass wir nicht verdient haben, nicht mit gutem Gewissen nehmen können. Wir werden daran keine Freude haben. Und es scheint so zu sein, dass alle diese Dinge zu ihrem gerechten Ausgleich drängen. Auch der Begriff der Schuld, im Finanzbereich die berüchtigten Schulden, ist in der moralischen, ethischen, emotionalen und im Sinne der letztgültigen Wahrheit auch in der spirituellen Sphäre von unverzichtbarer Bedeutung und nicht reduzierbar. Viele Menschen versuchen, Schuld generell als nicht existent zu deklarieren. Ich denke, dass derartige Manöver der Erkenntnis der Wirklichkeit und dem, was wirkt, keinen guten Dienst erweisen. Zu viel Schmerz, Verletzung und Beschämung wurden durch die Kategorie der Schuld über die Menschen gebracht. Man möchte davon nichts mehr hören. Aber das ist nicht die Lösung. Gerade weil die Schuld eine dermaßen wirksame Kraft ist, wurde sie missbraucht. Aber zugleich ist sie der Weg zur Erlösung. Das haben natürlich die alten Religionen erkannt, gerade das Christentum hat zu diesem Bereich tiefe Erkenntnisse. Es ist vielleicht angemessen, von einer Ökonomie der Ethik zu sprechen. Wir können diese Kräfte nicht benutzen, ohne den Preis dafür zu zahlen. Alles drängte zum Ausgleich und zur Vergeltung (›vergelt‘s Gott‹).

Weitere Begriffe sind zum Beispiel der Kredit, von dem lateinischen Wort credere = glauben. So sprechen wir heute noch davon, in Misskredit zu geraten, als unseren Ruf und unsere Glaubwürdigkeit zu verlieren. Kredit im spirituellen Sinn müsste also der gute Ruf oder die Glaubwürdigkeit sein, was noch das englische ›credits‹ belegt, was u.a. Ehre  oder Anerkennung bedeutet. Auch die Copyright-Quellen heißen im Englischen credits, also die Ehre der Urheberschaft.

Auch das Wort ›reich‹ ist von universaler Bedeutung. Als ›Reichtum‹ ist es in der monetären Sphäre das höchste Ziel. In der Philosophie und Metaphysik ist es als ›erreichen‹ oder ›reichen‹ der Ausdruck einer Erfüllung, Zielerreichung, Vollkommenheit, als ›Reich Gottes‹ sogar der Name des absoluten Ortes.

Die beiden Sphären des Geldes und der Spiritualität greifen unmittelbar ineinander. Wahrscheinlich sind sie in der Urzeit auseinander hervorgegangen. Geld als abstrakter Wertindikator und Sprache1 ist der nach außen manifestierte Ausdruck unserer inneren Werte sowie der realen Kräfteverhältnisse. Wir haben als spirituelle, lebende Wesen Kraft. Diese Kraft kann etwas erschaffen, schöpfen. Sie kann aber auch zerstören. In der sozialen und kollektiven Wirklichkeit der Vielzahl der Subjekte, also der lebenden, mit schöpferischer Kraft ausgestatteten Wesen, ist die energetische Ökonomie von Schuld und Verdienst, von Soll und Haben das objektive Regulativ, um Ausbeutung und Übervorteilung bzw. Benachteiligung auszugleichen. Es muss am Schluss immer Null herauskommen. Alle Schulden müssen getilgt sein, jeder Verdienst muss ausgezahlt werden. Wir zählen unser Geld, aber wir suchen auch nach der Wahrheit, nach dem, was wirklich zählt. In der tiefsten spirituellen Verquickung von Geld und Seele enthüllt sich die reale Struktur der Wirklichkeit.

Durch die Verschleierung dieser Wahrheit in der Ideologie ist dieses Wissen verloren gegangen. Es wurde verschleiert, um die Macht zu erhalten und den Ausgleich der Schuld, die die Ausbeuter auf sich geladen haben, zu verhindern. Nach der Ausbeutung haben die Ausbeuter auch noch die Unwissenheit in die Welt gebracht. Wenn wir heute als Vertreter der emanzipativen Kräfte das Geld oder die Ökonomie ablehnen, beteiligen wir uns selbst an der Verschleierung und befinden uns in Unklarheit über die wirkliche Struktur der energetischen Verhältnisse. Es ist durchaus möglich, kein Geld zu brauchen oder sich dafür nicht zu interessieren. Das ist aber etwas anderes als das Geld abzulehnen. Durch diese ideologische Verschleierung ist auch sehr viel geistige Unwissenheit über die Menschen gekommen. Sie können den Aufbau des Lebens nicht mehr verstehen.

Der innere Zugang zu dieser Sphäre erfolgt über das Gefühl. Es handelt sich hier um ein gereinigtes, vom Schatten befreites Gefühl unseres wahren Selbst. Der Umgang mit dem Geld wurde im kollektivrechtlichen, mythischen Zeitalter auf äußere, formale Strukturen ausgelagert. Es wurden Finanzgesetze, Verträge und Regeln etabliert, um den Geldverkehr zu regulieren. In einer befreiten Herangehensweise an das Geld müssen wir uns dieser tiefen Verquickung von Geld und Seele sehr bewusst sein und ein Gefühl dafür entwickeln, was ein gerechter Austausch ist. Es fühlt sich stimmig an, es stimmt. In der Finanzwelt ist es die Rechnung, die stimmt. In der spirituellen Sphäre ist es die Wahrheit, die stimmt und ein Gefühl der Stimmigkeit vermittelt. Dann sind auch die Saiten richtig gestimmt und das Instrument klingt im richtigen Ton. Die Sphäre des Handels und seiner Sprache des Geldes betrifft die energetische Spannung zwischen Geben und Nehmen. Beides hat seine Berechtigung und beides gibt es im hellen und im dunklen Spiegel. Und von beiden gibt es jeweils einen aktiven und einen passiven Modus. Sehr angesehen in unserer heutigen Gesellschaft ist das aktive Geben und das passive Nehmen. Sie sind im hellen Spiegel. Im dunklen Spiegel befinden sich das passive Geben und das aktive Nehmen. Wie sich in der Übung gezeigt hat, fiel es den meisten Menschen sehr schwer, das Geld zu nehmen, weil sie dann an ihren Minderwert kamen. Sie hatten es nicht verdient, glaubten sie. Dieses Nehmen dessen, was ich verdient habe oder wozu ich berechtigt bin, ist aktives Nehmen. Passives Nehmen ist dieses Hinnehmen, Sich-fügen. Aktives Geben ist Gutes-tun, Spenden oder Leistungen geben. Auch Befehle geben oder Ratschläge geben gehören zum aktiven Geben. Passives Geben ist die Hingabe, das Aufgeben des falschen Egos, also das Abgeben dessen, was nicht meins ist.

Um in diesem Gefühl sicher zu werden, müssen wir unsere dunklen Anteile ins Licht bringen. Um fühlen zu können, was der stimmige Tausch ist, brauchen wir auch die Fähigkeit des aktiven Nehmens, also ein aus einem gesunden Selbstwert und aus Selbstliebe hervorgehende Fähigkeit, das, was mir zusteht, auch zur Sprache bringen und dann nehmen zu können, wenn die anderen einverstanden sind. Wir brauchen außerdem ein Gefühl, das vom Egoismus gereinigt ist, also eine verwirklichte Form der Hingabe und Selbstlosigkeit darstellt, eine Fähigkeit sich hinzugeben, sich zu geben.

Alle diese Kategorien wurde durch die Ideologien der Herrschenden verdreht und auf den Kopf gestellt. Im klaren ideologiefreien Blick ordnen sich all die alten ewigen Kategorien neu in ihrer wirklichen Konstellation. Nichts geht verloren, es wird nur umgedreht und in die ewige Ordnung der Wahrheit gebracht. Dies ist die Aufgabe einer ideologiefreien spirituellen Wissenschaft, die die getrennten Sphären wieder in Verbindung bringt und die Einheit des Menschen als leibseelische Entität wieder herstellt. Wir erhalten wieder das GANZE BILD.

1 Zur Kategorie der Sprache: Diese wird hier im Sinne Walter Benjamins verwendet, siehe: »Über die Sprache des Menschen und Sprache überhaupt« (1916). Geld ist in diesem Verständnis das Ausdrucksmittel und der Code, in dem wir unsere Werte kommunizieren.

Anmerkung: Mittlerweile ist eine wesentlich längere Fassung des Artikels mit vielen weiteren Aspekten in der Tattva Viveka 59 erschienen. Sie können den Text hier anlesen:

http://www.tattva.de/die-spirituelle-bedeutung-von-geld/

. Die vollständige Fassung kann als pdf zum Preis von 2,00 € heruntergeladen werden.

© Bildnachweise:

Das Titelbild ist von Cameron Gray aka paraplev:
http://parablev.deviantart.com/

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Politik

Angeblicher Terroranschlag

Nachtrag am 12.08.2011: Die Seite http://www.26-06-2011.de ist nicht mehr erreichbar. Vermutlich wurde die Seite vom Netz genommen. Unglaublich, wenn man bedenkt, welche Unmengen an Material und Infos auf der Seite veröffentlich waren und was das an Zeit und Arbeit erfordert haben, das alles zu sammeln, zu schreiben, zusammenzustellen und hochzuladen…
(ich wusste schon, warum ich damals eine Screen-Shot von der Seite gemacht habe 😉

Angeblicher Terroranschlag

Wahrscheinlich haben einige Menschen aus der esoterischen Szene von dem geplanten Anschlag auf die Fußballverbandweltmeisterschaft gehört. Dieser sollte gestern Abend um 19.00 Uhr bei der Eröffnung im Berliner Olympiastadion stattfinden. Es gab eine durchaus wahrnehmbare Öffentlichkeitsarbeit der Vertreter dieser Attentatstheorie. Unter anderem gibt es die Internetseite: http://www.26-06-2011.de

Zum Glück ist nichts passiert, war ja auch klar. Diese Verschwörungstheorien kursieren immer wieder durch die esoterischen Szene, und langsam platzt mir der Kragen. Anbei mein Kommentar, den ich auf der oben erwähnten Seite heute geschrieben habe. Aus Zeitmangel ist er sehr knapp gehalten, die ganze Sache müsste psychologisch und erkenntnistheoretisch wesentlich weiter ausgeführt werden. Wenn ich mal Zeit habe, werde ich das tun.

Die Internetseite www.26-06-2011.de

KOMMENTAR:

Liebe Leute,

Als Herausgeber der Zeitschrift Tattva Viveka habe ich natürlich sehr früh von diesem ganzen Warnungen vor einem Anschlag gehört. auch bin ich persönlich bekannt mit Philipp Miklas. Ich habe mich bisher nicht öffentlich dazu geäußert, betrachtet das jetzt im Nachhinein jedoch fast schon als Fehler. Ich habe nämlich von Anfang an nicht an diesen Irrsinn geglaubt.

Die Idee, dass hier ein Anschlag geplant war und auch die Art und Weise, wie das bewiesen werden sollte, erweckt in mir lediglich den Eindruck, dass es sich um eine esoterische Psychose handelt. Man könnte es auch Verfolgungswahn nennen. Oder Hysterie.

Hier wird Angst geschürt, und den Menschen wird eingeredet, dass sie in einem Zustand der Bedrohung der Gefahr der Gewalt des Krieges und der Zerstörung leben.

Wie man nun sieht, ist nichts passiert. Die Vertreter dieser Verschwörungstheorien setzen natürlich nach, war ja klar. Jetzt sagen sie, ihre Öffentlichkeitsarbeit hätte den Anschlag verhindert.

Wirklich ein schönes geschlossenes mentales System. Hier kann man sich einrichten und gut fühlen. meines Erachtens handelt es sich hier um Allmachtsfantasien. man vermutet eine kleine verschworene Gruppe, eine Machtelite, wie die ganze Welt und die ganze Menschheit kontrolliert. Wäre es nicht möglich, dass es sich hier um Projektionen handelt? Es ist eigentlich der eigene Wunsch nach Allmacht, der hier nach außen projiziert wird. Und wenn wir dann diese Machtelite, diese kleine Gruppe, ausgeschaltet haben, können wir uns selbst auf ihre Stühle setzen. Dann haben wir die ganze Macht und können die Welt endlich zum Heil führen.

Es fehlen mir zum Teil die Worte, und auch die Zeit, dies länger auszuführen. Was soll ich sagen? Es erschreckt und entsetzt mich, dass Menschen, die sich als spirituell verstehen, solche Denkmuster an den Tag legen. Und dass Menschen so viel Zeit vergeben, um sich mit diesen Sachen so ausführlich zu beschäftigen und solche Webseiten ins Internet zu stellen. Was für eine Verschwendung von Zeit und Ressourcen.

Lieber Philipp, ich kenne dich und schätze dich eigentlich als Mensch. Es tut mir auch leid, dass ich hier eine entschiedene Gegenposition vertreten muss.

Ich arbeite für die spirituelle Revolution, für eine Bewusstwerdung der Menschheit. Aber ich finde es echt hoffnungslos, wenn ich mir vorstelle, mit Menschen, die an solche Sachen glauben und solche Theorien in die Welt setzen, zusammen zu arbeiten. Da kann ich nur sagen, lassen wir es besser so wie es ist.

schönen Tag noch
Ronald Engert, www.tattva.de

Hier steht der Kommentar: http://www.26-06-2011.de/component/kunena/9-Der-Tag-an-dem-es-nicht-geschah/2066-Wir-sind-alle-verrückt-D?limit=6&start=6#2111<

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