12 Schritte-Programm, Authentizität, Liebe, Sein-Kolumne, Selbst

Zeige dich

innere WahrheitZeige dich mit deiner Wahrheit. Wenn du das machst, lernst du gesehen zu werden. Und wenn du das kannst, lernst du Liebe zu nehmen. Dann lernst du dich selbst zu lieben. Und wenn du das kannst, dann lernst du Liebe zu geben. Dann endet die Bewertung der anderen, die du nur machst, um dich davor zu schützen, gesehen und erkannt zu werden. Dann endet die Leugnung und die Scheinidentität. Dann musst du nicht mehr andere abwerten um dich selbst aufzuwerten. Dann endet dein Minderwert. Wir lieben dich, solange bis du dich selbst lieben kannst. Die umwerfende Erfahrung besteht darin, sich zu zeigen, mit all seinen Abgründen und Blößen, und hinterher eine Umarmung zu bekommen, angelacht und angenommen zu werden. Die andere umwerfende Erfahrung besteht darin, diese Liebe nehmen zu können. Angst und Scham treiben uns in die Isolation, in das Gefängnis des schönen Scheins, wo man unheimlich hipp und cool ist. Aber wir brauchen jemanden, der an uns glaubt, gerade dann wenn wir nicht an uns selbst glauben können. Ehrlichkeit ist das Gegenmittel gegen die Lüge.

Wir haben Angst gesehen zu werden, denn dann kommt die ganze Wahrheit über uns ans Licht. Wir haben Angst verurteilt oder abgelehnt zu werden. Wir sind wie Menschen, die niemanden an sich heranlassen. Wir denken, die anderen wollen uns nicht. Aber die anderen wollen uns Liebe geben. Wir können diese Liebe nicht sehen und nicht nehmen. Indem wir uns zeigen, durchbrechen wir diesen Kreislauf der Leugnung, des Scheins und des Getrennt-Seins. Das ist die mutige Tat. Nicht als Gejammer, aber ehrlich und nüchtern. Versuche, die Wahrheit zu sagen!

Wenn dann die innere Fülle beginnt, der innere Frieden und das Bei-sich-Sein, dann können wir fühlen und lieben. Dann können wir vom Herzen unsere Liebe geben. Die Einsamkeit und Isolation enden. Das alles ist ein langsamer Wachstumsprozess über Jahre. Mach dir nichts vor. Du bist eine Eiche. Je langsamer du wächst, umso stärker wirst du. Dann kommst du an bei dir, in der Welt und bei den Menschen.

(Text für meine monatliche Kolumne in der Zeitschrift SEIN, Berlin Juli 2014)
Dank an das 12-Schritte-Programm, dem ich die meisten dieser Verwirklichungen verdanke.

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Authentizität, Selbst

Der Hang ist positiv

image015Viele Menschen vertreten die Philosophie, dass Unabhängigkeit das Höchste ist. Demgemäß geht es um Freiheit, Selbstbestimmung und Eigenständigkeit. Diese Werte oder Tugenden sind sicherlich nicht verkehrt. Jedoch sind sie nicht das Höchste!

Was ist die Natur der Seele? Was ist unsere wesensgemäße Stellung? Viele Menschen vergessen, dass es Gott gibt. Sie kalkulieren ihre Existenz unabhängig von Gott. Ich glaube jedoch, dass wir als Seele oder als Lebewesen immer Gott untergeordnet sind. Wir sind Subjekte. Warum kommt das Wort Subjekt von dem lateinischen »subjectum«, was »unterworfen« bedeutet? Dieses alte Wort trägt eine tiefe Wahrheit in sich. Die wesensgemäße Stellung der Seele ist die Hingabe. Das bedeutet, wir sind immer Gott unterworfen und abhängig von Gott. Die Natur der Seele ist es, abhängig zu sein. Das ist die höchste Wahrheit, und das stellt die Seele am vollkommensten zufrieden.

Die Abtrennung von Gott führt dazu, dass wir Abhängigkeit oder den Hang negativ bewerten müssen. Wir wollen nicht abhängig sein und wir stellen unsere Berechnungen ohne Gott an. Und deshalb konstruieren wir eine Philosophie, in der es negativ ist, von etwas abzuhängen. Jedoch braucht jeder von uns etwas, an das er sich halten kann. Da wird dies leugnen, können wir nicht verstehen, warum wir leiden.

Warum finden wir es so schlimm, an etwas zu hängen? Dieser Ausdruck weist uns schon in eine gute Richtung. Es ist ein Ausdruck der Wertschätzung und Zuneigung. Wir gebrauchen diese Redewendung gerne für Objekte, zu denen wir einen positiven emotionalen Bezug haben: „Ich hänge an dem Schaukelstuhl, den mir meine Oma vermacht hat.“ Aber es fällt uns schon schwer, zu sagen, dass wir an einer Person hängen. Hier schwingt schon etwas von Abhängigkeit mit, von Kontrollverlust.

Und das ist eben auch das hinter der Unabhängigkeitsphilosophie liegende Motiv: der Wunsch nach Kontrolle. Wegen diesem niederen Motiv zerstören wir die Wahrheit, leugnen unsere Position in der Ordnung der Dinge und gehen in die Irre.

Um wie vieles leichter wäre es, unsere immer und unter allen Umständen gegebene Abhängigkeit anzunehmen?

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Berlin

Berlin Blog

The evolution of sins

The evolution of sins

14.08.2010
Berlin ist nicht nur ein äußerer Prozess für mich, sondern auch ein innerer. Es ist auch nicht so, dass es unbedingt Berlin sein muss, oder eine Stadt. Allein die Tatsache, dass eine Veränderung in meinem Leben eintritt, bringt mein Inneres in Bewegung.
Bedeutsam ist gerade mein verändertes Wohnen.
In Bensheim lebe ich alleine. Hier in Berlin lebe ich mit drei weiteren Menschen in einer Wohngemeinschaft.
Ich hatte die ersten drei Tage nun ein zunehmendes Gefühl der Traurigkeit und Enttäuschung, weil das soziale Leben hier in der WG praktisch nicht existiert. Jede/r lebt sein eigenes Leben, es gibt keine gemeinsamen Aktivitäten und kaum Kommunikation.
Heute morgen nun habe ich Jana, meine Mitbewohnerin und langjährige Freundin, darauf angesprochen. Ich sagte ihr, ich sei traurig, weil wir so wenig in Kontakt sind und ich das Bedürfnis nach Kontakt und Hilfestellung hätte. Jana war dann gleich sehr verständnisvoll und wir redeten über die Situation. Sie stellte ihre Situation dar, dass sie zur Zeit sehr viele dringende Arbeiten zu erledigen habe, und bestätigte mir, dass ihr selbst ebenfalls bewusst sei, dass unser Kontakt zu kurz kommt.
Das war sehr schön für mich zu hören, ich fühlte mich gehört und verstanden. Das hatte ich dem Umstand zu verdanken, dass ich mich mit meinem Gefühl und meinem Bedürfnis mitgeteilt hatte. Das ist der Weg der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg, die ich in den letzten Monaten studiert habe und die ich auch in Bad Herrenalb, in meiner Kur, schon kennenlernen durfte.

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Ich hatte gestern schon ein Gefühl der Einsamkeit. Natürlich wollte ein Teil meines Denkens schon grollen und Jana und den anderen diverse Fehlverhalten attestieren und ihnen die Schuld für meine unangenehmen Gefühle geben. Aber ich weiß mittlerweile sehr gut, dass es nicht um die Frage geht, was macht der andere falsch, sondern um die Frage, was macht das mit mir? Mich machte es traurig, einsam und ärgerlich. Aber ich kann daraus ersehen, dass es Zeit wird, mich damit zu zeigen und mich mitzuteilen. Da bekomme ich aber Angst und Scham. Angst, mich mit meinem Bedürfnis zu zeigen, Angst vor Ablehnung und Verlust. Scham, weil ich keine Schwäche zeigen und mir keine Blöße geben will.
In Beziehungen ist es jedoch notwendig, die Dinge anzusprechen. Das Aussprechen heilt schon einen großen Teil der Schmerzen. Darüber hinaus entsteht wieder Kontakt und es können Lösungen gefunden werden. Mein Schmerz war der der Einsamkeit und Isolation, der aus dem nicht erfüllten Bedürfnis nach Kontakt mit Jana resultierte. Dieses Bedürfnis ist nun erfüllt und wir haben auch praktische Lösungsmöglichkeiten besprochen, wie wir das in Zukunft handhaben, um beider Bedürfnisse zu berücksichtigen. Janas Bedürfnis ist es, den Raum und die Zeit für ihre Arbeit zu haben.
Für mich ist es nicht so einfach, nach 12 Jahren alleine leben, wieder mal in einer WG zu sein. Es sind Menschen da, mit denen ich ein angemessenes Maß an Kontakt und Beziehung leben muss. Es ist ungewohnt für mich. Es entstehen neue, ungewohnte Situationen.
Ich finde es spannend und lehrreich. Es freut mich, hier Wachstumschancen zu bekommen.
Ansonsten war ich vorgestern mit zwei Freunden zusammen: Bernhard Harrer vom Datadiwan und Wissenstransfer und Gabi Happe, die seit 25 Jahren in dem alternativen Projekt Ufa-Fabrik in Berlin-Tempelhof lebt. Wir trafen uns im dortigen Café und redeten. Es entstand ein sehr schönes Gespräch über die Dynamik von Guru-Bewegungen, die Bedeutung der Gefühle und das Wesen von Authentizität. Wir sprachen auch über Sucht, Gott und Spiritualität. Beide sind richtige Oldtimer der spirituellen Szene und nichts Menschliches ist ihnen fremd.
Gestern war ich nochmal mit Torsten unterwegs. Wir waren auf dem Alexanderplatz bei einer Veranstaltung mit Straßenkünstlern. Die gefiel uns jedoch beiden nicht so. Außerdem nieselte es öfters, das Wetter war weniger schön.

Also beschlossen wir, nach Steglitz in ein 12 Schritte-Meeting zu fahren. Schön, dass es immer diese Möglichkeit gibt. Es war wieder sehr bewegend. Es ist wohltuend für mich, wenn Menschen ehrlich über ihre Angelegenheiten reden und alle Masken fallen können. Es ist ein heilender Raum, der durch die spirituelle Energie Gottes getragen ist.

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Selbst

Vom Umgang mit innerer Leere

Innere Leere ist ein unangenehmer Zustand. Es ist ein diffuses Gefühl des Leids, der Qual. Etwas, dass man am liebsten nicht haben möchte. Wir haben die Tendenz, in dieses Loch im Innern etwas hineinzustopfen, um es nicht mehr spüren zu müssen. Wir werfen Drogenmüll, Sexmüll, Kaufmüll, süchtiges Arbeiten, Fernsehmüll, kranke Beziehungen und anderes hinein, um das Loch von außen zu füllen.
Das führt zur Sucht und zur Krankheit.
Es geht darum, die Leere auszuhalten. Die Leere setzt sich aus Gefühlen zusammen, vor allem Schmerz und Angst. Wenn wir die Leere aushalten und annehmen, kann sie sich von innen unten füllen. Dann beginnt von innen unten etwas aufzusteigen, das wir selbst sind.
Schmerz und Angst sind wie kleine Kinder, die wir abgespalten haben. Stell dir vor, ein kleine Kind hängt an deinem Rockzipfel und zerrt an dir herum: „Papa, Papa, ich will dir was sagen.“ Aber du machst dich nur weg, mit Hektik, Vergnügungen, Stress, Drogen, Alkohol, Besessenheiten, Ablenkungen. Du willst das Kind nicht sehen und hören. Aber das Kind schreit immer lauter und zerrt immer mehr an dir.
Es geht darum, sich dem Kind zuzuwenden, es anzunehmen und zu hören, was es dir zu sagen hat. Es will dir den Schmerz zeigen und in dem Moment, wo du das Kind liebevoll auf den Arm nimmst und zuhörst und es anschaust, kannst du den Schmerz mitfühlen. Fühle den Schmerz, weine mit dem Kind. Es ist Dein inneres Kind. Das bist du. Du hast Teile von dir abgespalten, die dir nun fehlen und die einen Schmerz bedeuten. Durch Annahme integrierst du diese fehlenden Teile, du integrierst dich selbst. Du wirst wieder ganz.
Jeder Schmerz, der einmal gefühlt wurde, kommt nicht wieder. Er ist geheilt. So gehen wir Schritt für Schritt voran. In kleinen Häppchen kommt der abgespaltene Schmerz hoch, wir wenden uns diesem verlassenen und vernachlässigten Kind zu, nehmen es in den Arm und fühlen mit ihm. So wachsen wir jedesmal, wenn wir die Leere, den Schmerz, die Angst aushalten und nicht wegmachen. Danach kommt ein innerer Friede, eine Gelassenheit, ein stilles, einfaches inneres Glück.
Den Schmerz wahrzunehmen bedeutet aufzuwachen, wach zu sein. Den Schmerz wegzudrücken bedeutet betäubt und ohnmächtig zu sein.
Die innere Leere füllt sich, mit uns. Die innere Wertlosigkeit verschwindet, wir finden unseren Eigenwert und unsere Eigenliebe. Die abgespaltenen Anteile von uns selbst werden wieder ein Teil von uns, wenn wir sie nicht ablehnen und abwehren. Solange wir sie ablehnen, lehnen wir uns selbst ab. Daraus entstehen diese Eigenwertlosigkeit und der Selbsthass.
In der Annahme des Schmerzes liegt die Annahme von uns selbst. Hier ist das spirituelle Erwachen. Wir werden zu starken, freien und unabhängigen Menschen. Wir fühlen uns mit uns selbst wohl. Wir können uns selbst Geborgenheit und Freude geben. Wir lernen, was uns gut tut und wie wir es bekommen. Wir lernen zu unterscheiden und zu entscheiden. Wir lernen anzunehmen und uns abzugrenzen. Wir sind bei uns.

05.08.2012: Liebe Leute, es gibt ein neu erschienenes Buch von mir, wo Ihr ganz viel darüber lesen könnt, wie man die Innere Leere von innen füllen kann, was die Psyche ist, wo man Hilfe bekommt, wie man mit den Gefühlen von Schmerz, Angst und Wut umgeht, und wie man gesund werden kann. Auf meiner neuen Seite könnt Ihr Euch informieren: http://www.burnout-und-sucht.de.

Ich empfehle Euch hier im Blog auch das: http://ronaldengert.com/2011/12/09/eine-reise-in-das-gefuhl

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