Allgemein, Politik

Mit der Pistole an der Stirn

In der neuen Ausgabe der Tattva Viveka, Nr. 94, die zum 1. März 2023 erscheint, ist ein Beitrag von Dr. Franz Alt enthalten: »Wir brauchen eine neue Kultur des Friedens. Plädoyer für eine erneute Abrüstung«. Dort ist eine Ergänzung zu Alts Artikel von mir angekündigt.

Ich habe entschieden, den Beitrag erstmal nicht zu veröffentlichen. Der Krieg in der Ukraine ist wie jeder Krieg traurig, bestürzend und für die Menschen, die darunter leiden, eine grausame Sache. Es ist auch für die Menschheit an sich beschämend, dass sie sich solcher Mittel bedienen muss.

Ich habe meine eigene Meinung zu dem Konflikt und versuche, beide Seiten zu sehen. Irgendwie bin ich immer auf der Seite der Erniedrigten und Beleidigten, wie der gute alte Robin Hood seinerzeit. D.h., in diesem Fall bin ich – anders als in Bezug auf die Corona-Maßnahmen, die ich befürwortete – diesmal nicht auf der Seite der Regierung bzw. des Westens.

Aber wie mein philosophischer Held Walter Benjamin sagt, ist der Mut zum Bekenntnis zwar in der Religion, aber nicht in der Politik am Platz. Ich möchte vermeiden, die Zielscheibe einer Rufmordkampagne durch eifernde Ideologen zu werden, egal von welcher Seite. Von daher behalte ich mir erstmal vor zu schweigen und die Sache gut zu überlegen. Dr. Franz Alt hatte mich ermutigt, den Beitrag zu veröffentlichen. Er findet ihn also lesenswert. Aber ich möchte meine Persönlichkeit und meine Gefühle nicht unüberlegt einem geistig-emotionalen Gemetzel aussetzen, das in der momentan ideologisch hochgekochten Zeit leicht passieren kann. Ich werde sicherlich zu gegebener Zeit etwas dazu schreiben.

Wer mit mir persönlich in Kontakt treten möchte, auf Augenhöhe, kann mir gerne eine Mail schreiben an ronald@tattva.de

Zur Begründung hier der Originalton von Walter Benjamin:

»Die todesmutige Bekenntnisbereitschaft ist einzig und allein in den Dingen des Bekenntnisses selbst an ihrem Orte. Es gibt nur ein religiöses, kein politisches Martyrium. Im Bereich der Politik ist vielmehr für den Tätigen die Wahrung des eignen Lebens und dessen seiner Freunde eine unerläßliche Maxime. Jede Rebellion, insbesondere jeder Anarchismus, der jenen zum Schutze der Gesellschaft aufgestellten moralischen Idolen Tribut zollt, ist selbst den Ideologien jeder ihrer Borniertheiten verpflichtet: ist nur ein umgekehrter, aber ebenso fibelhafter Patriotismus.«

(Walter Benjamin: Gesammelte Schriften, Band VI, S. 63f.)

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