Indien-Blog 2013

Die ewige Identität

414838_472466966113259_905109900_oDie Bhakti, die Gottesliebe, greift langsam aber sicher. Ich fühle, wie sich die spirituelle Energie ansammelt, verdichtet, verstärkt. Ich fühle Radhika. Ich fühle ihre Liebe. Sadhu Maharaj überschüttet mich mit seiner spirituellen Liebe. Er will mir seine Barmherzigkeit geben. Es wartet ein neuer Schritt auf mich: die Begegnung mit meiner spirituellen Identität, konkret. 

Jeden Tag entwickelt sich meine Stimmung der Liebe, die Bhakti, weiter. Sie lädt sich auf durch die Umgebung und die Gemeinschaft, Vrindavan als heiliger Ort, die Gottgeweihten um mich herum, die vielen Tempel und die vielen Orte, an denen das göttliche Spiel permanent stattfindet. Das göttliche Spiel ist real, es findet hier und jetzt statt. Jedes Sandkorn, jedes Silizium-Atom, ist hier mit der göttlichen Schwingung informiert. Es ist nicht egal, wo man sich befindet, denn jeder Ort trägt seine spezifische Information, die aus den sich dort befindenden Lebewesen, ihrem Bewusstsein und ihren jeweiligen Taten resultiert.

Radha und KrishnaHier an diesem Ort, Vrindavan, wirkt Radha, die Göttin der Liebe. Wir stehen in Kontakt. Sie möchte mich auf der spirituellen Ebene treffen, in meiner spirituellen Identität. Diese Identität, mein siddha-deha, gilt es zu finden. Sie wird vom spirituellen Meister offenbart, indem er in seiner Meditation in das göttliche Spiel hineingeht und mich dort sucht. Ohne siddha-deha, ohne spirituellen Körper, kann man das göttliche Spiel nicht schauen. Und ohne diesen siddha-deha kann man auch die prema, die göttliche Liebe, nicht voll und ganz erfahren. Dazu brauchen wir das goldene Gefäß.

Wir lesen täglich zwei- bis dreimal aus dem Radha-Rasa-Sudhanidhi von Srila Prabhodananda Saraswati (Hit Harivamsa), einer Schrift ca. aus dem 17. Jahrhundert, und Sadhu Maharaja gibt dazu seine Verwirklichungen. Er erfährt die spirituelle Ebene in seinem Gefühl. Er spricht aus der Liebe und ich erkenne immer wieder von Neuem: Es ist die Liebe, aus der das Wissen entspringt. Wissen ohne Liebe ist trocken und maschinell. Es ist logisch-rational, nicht lebendig und dadurch unvollständig. Aber aus der spirituellen Emotion der Liebe offenbart sich das Wissen über die gesamte Existenz des Lebewesens. Und die primäre spirituelle Emotion der Liebe ist die Liebe zu Gott. Aus dieser Erfahrung der göttlichen Liebe entspringt die Liebe zu allen Lebewesen. Das Ego schmilzt.

Wissen ist nicht schlecht. Es ist sehr gut, philosophisch die Wahrheit zu suchen und im Denken stark zu sein, aber es ist nur die Unterstützung der Liebe, das Mittel, nicht der Zweck.

Radha Mohan

Radha Mohan, Altar-Bildgestalten im Munger Mandir in Vrindavan

Echtes Wissen resultiert aus gelebter Liebe. Es ist kein Buchwissen oder bloße Information. Es wird als lebendige, integrale Erfahrung von Mensch zu Mensch durch die Barmherzigkeit weitergegeben. Die Barmherzigkeit, die der Erleuchtete dem Anwärter gibt, besteht aus Liebe. Der Anwärter muss allerdings bereit sein, sich diesem Schauer der Barmherzigkeit auszusetzen. Es bedeutet, er wird nass. Wir scheuen uns vor dieser Nässe und rennen lieber weg. Oder wir nehmen einen Regenschirm. Nass werden bedeutet, dass man das falsche Ego aufgeben muss, es kann zum Fieber kommen, wenn man die spirituelle Reinheit nicht auf Anhieb verdauen kann. Die alte Identität verändert sich zu einer neuen. Aber was für einen besseren Weg sollte es geben, als den in meine ewige spirituelle Identität als Teilnehmer im göttlichen Spiel, als ewige Gefährtin von Srimati Radhika?

Bhakti-Homepage von Ronald Engert: www.gopi.de

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