»Hokuspokus«, schimpft der nüchterne Rationalist, wenn ihm seine esoterische Freundin von den Engeln oder geistigen Heilungen erzählt. Sie nennt ihn »ungläubig und gottlos« und ist von seiner Fantasielosigkeit enttäuscht.
Wissenschaft und Spiritualität waren bisher eher Streithähne. Unser Online Symposium möchte hier Abhilfe schaffen. Wir von der Zeitschrift Tattva Viveka führen jetzt die Wissenschaftler, Philosophen und spirituelle Praktiker zusammen, um über die Frage zu diskutieren, wie Wissenschaft und Spiritualität zusammenfinden können. Wir, das sind Gabriele Sigg und ich, Ronald Engert, sind der Meinung, dass Wissenschaft und Spiritualität das gleiche Ziel haben: die Suche nach der Wahrheit. Auch methodisch sind sie durchaus vergleichbar, den beiden geht es um eine ehrliche und redliche Erforschung, bei der Illusion und Betrug kontraproduktiv sind.
Da die wissenschaftliche und technische Entwicklung der letzten Jahrhunderte stark männlich geprägt war, möchten wir u.a. weibliche Formen des Wissens präsentieren. Dabei haben Körper, Gefühl und Intuition große Bedeutung. Welche alternativen Formen des Wissens und der Weisheit gibt es? Wir begeben uns auf eine Spurensuche, bei der Menschen zu Wort kommen, die jenseits vom Mainstream neue Wege gehen.
Das soll nicht zu neuen Fronten führen, sondern die Welten verbinden. Männliches und weibliches Prinzip ebenso wie Rationalität und Transzendenz sollen zusammenfinden. Es geht um die Versöhnung, denn nur zusammen ergeben sie das ganze Bild. Je mehr Dinge von der Wissenschaft enträtselt werden, umso klarer tritt das zu Tage, was zum ewigen Geheimnis gehört.
Gemeinsam mit hochkarätigen spirituellen Lehrern, Wissenschaftlern, Künstlern und Philosophen machen wir uns auf den Weg zu einem neuen Weltbild. Dieses kostenlose Online-Symposium bringt die Welten zusammen. In Einzelinterviews und Diskussionsrunden mit Vertretern der verschiedenen Welten geht es um Themen wie Potentialentfaltung, Kreativität, Geist und Epigenetik, das Nichts, den Raum, weibliches und männliches Prinzip, Materie und Transzendenz u.v.a.
Die ewigen Wahrheiten sind keineswegs altbacken. Sie sind auch heute genau so aktuell wie eh und je. Deshalb können auch neue Formen der Vermittlung eine guten Dienst leisten, und das nutzen wir, denn das Symposium findet komplett online statt. Außerdem freuen wir uns, Dir mitteilen zu können: die Teilnahme ist kostenlos!
Hier findest Du alle Informationen: www.wissenschaft-und-spiritualität.de
Nimm jetzt teil! Melde dich kostenlos an! Einfach Vorname und Email-Adresse auf der Webseite eintragen und wir schicken Dir alle Infos und Termine rechtzeitig zu. Alle Interviews und Podiumsgespräche können für jeweils 24 Stunden kostenlos geschaut werden!
Veranstalter: Ronald Engert und Gabriele Sigg vom Magazin Tattva Viveka
Gestern habe ich zufällig eine Kunstausstellung (www.7-berlinerkunstsalon.com) entdeckt. Ich fuhr gerade von einer Konferenz nach Hause, war schon etwas müde. Es war Sonntag, 14h. Im Augenwinkel sah ich große alte Klinkerhallen links der Straße, zwischen denen Menschen liefen. „Hier ist was los“, dachte ich sofort und lenkte mein Auto an den Straßenrand, um zu parken. Es war die Landsberger Allee, Prenzlauer Berg/Friedrichshain, ehemaliger Osten.
a.station Kunsthalle
Was mich erwartete, war eine Kunstausstellung. Die Halle war riesig. Eintritt wäre 8€ gewesen, aber dank meines Presseausweises durfte ich umsonst rein. Echt praktisch sowas, und in Berlin kennen die Leute das. Ich hatte mittlerweile schon einige Male die Gelegenheit, gegen Presseausweis anstandslos freien Eintritt zu bekommen.
Blick in die Halle
Mit hohen Stellwänden waren die einzelnen Oeuvres unterteilt. Hoch ambitionierte Kunst allenthalben. Sehr vielfältige, ungewöhnliche Ideen, die vom klassischen Gemälde über Installationen und Videokunst bis zu Skulpturen reichte.
Es war wieder mal erstaunlich, wie individuell jedes Oeuvre ist, wie eigen jeder Künstler und jede Künstlerin die Welt wahrnimmt und in Kunst umsetzt. Bei einigen musste ich mich natürlich wieder wundern, wie man mit sowas Zeit verschwenden kann. Drei großformatige Ölgemälde von platt gedrückten Coladosen in naturalistischer Malweise – wer braucht das? Eine Fleißarbeit, aber ansonsten sinnlos, ist meine Meinung.
So gab es manches Schräge und Schrille. Meistens jedoch bestachen mich die Werke durch hohes handwerkliches Niveau, innovative Ideen und neuartige Wahrnehmungserlebnisse.
Ich frage mich manchmal, was der Sinn dieser modernen Kunst ist. Und ich vermute, dass selbst die KünstlerInnen sich bisweilen dieser Sinnfrage einfach verwehren. Kunst muss keinen Sinn haben. Das ist ihr Sinn.
Plakat der Ausstellung
Ein wesentliches Merkmal guter Kunst ist meines Erachtens die Fähigkeit, beim Betrachter noch nie gesehene oder erlebte Wahrnehmungen auszulösen. Dies bricht die gewohnte Wahrnehmung auf, die die Wirklichkeit per Verstand und Kategorien schön schubladisiert, alles unter Kontrolle bringt, aber keine neuen Erfahrungen mehr ermöglicht. Die Wirklichkeit wird immer mehr gerastert und was in das Raster nicht hinein passt, sehen wir dann nicht mehr. Kunst provoziert diese Wahrnehmungsraster, wenn sie die Wahrnehmungsgewohnheit zerbricht und den Blick auf das Unbekannte freigibt. Gute Kunst ist es meines Erachtens dann, wenn sie diesen Blick aufs Unbekannte durch Virtuosität unterstützt und auf derbe und anstößige Darstellungen verzichten kann. Heutzutage gibt es ja viele Happenings, die mit Blut, Urin, Fäkalien und dergleichen arbeiten. Das sprengt zwar die moralischen Ketten, immerhin, aber es ist kein Ausblick auf konstruktive und lebensförderliche, im echten Sinne schöne Kunst.
Eine sehr schöne Begegnung war in diesem Sinne die mit Bringfried-Johannes Pösger. Ein Mann im Alter von vielleicht 65 Jahren, der in seiner Person selbst ein Kunstwerk war. Er strahlte eine unglaubliche Reinheit aus. Ein Kunstwerk der Reinheit und Tugend, ohne dabei zwanghaft oder spießig zu wirken. Er trug einen naturfarbenen Leinenanzug aus schwerem Zwirn, gediegende Schuhe, Hemd und Schal. Die Haare kurz, Brille. Das hatte alles unglaublich Geschmack und war wohl auch nicht billig gewesen. Aber es war eine unaufdringliche Qualität, ein Meisterwerk an nicht selbstdarstellerischer sondern für sich selbst getragener Schönheit. Ja, das Wort Reinheit drängt sich mir auf, das viel geschmähte. Diese Reinheit war aber echt und authentisch und von daher Kunst. Sie strahlte keinen Druck und kein Werturteil aus. Es war eine neue Wahrnehmung. Seine Bilder hatten die Natur zum Thema – wie kann es anders sein? Natur ist das genuine Gegenstück zur Kultur, zur Kunst. Ein irres Spannungsverhältnis, das der Künstler auch in Worten thematisierte (siehe Zitate). Und er gibt auch philosophische Aphorismen heraus und hält Vorträge.
Nun gut, ich ende hier mit dem Lob, nicht weil es erschöpft ist, sondern weil ich meine Leserinnen und Leser ebensowohl wie den Künstler selbst, sollte er dies lesen, nicht kompromittieren möchte.
Was ich sagen will: In Berlin gibt es immer etwas zu entdecken. Und: Es gibt schöne Kunst.
Zitate von Bringfried-Johannes Pösger:
Zur Natur:
»Natur finden wir vor. Sie ist nicht abhängig von uns. Und sie braucht uns nicht. Wir können Natur nicht erschaffen. Die Natur hat daher ihrerseits erst einmal nichts mit Kunst zu tun. Sie mag unseren ästhetischen Ansprüchen genügen und wunderschön anzuschauen sein. Doch wäre es Unsinn, eine wild gewachsene Blüte als Kunstwerk zu bezeichnen. Kunst dagegen ist menschlich. Sie braucht uns Menschen. Sie ist abhängig von uns und ohne menschliches Zutun nicht möglich. Und doch ist es beim näheren Hinsehen stets nur der kleinere Teil dessen, was die Gesamtheit eines Kunstwerks ausmacht, den ein Künster dazu beitragen kann. Denn verändern und formen können wir nur, was wir vorfinden. Kein Mensch kann etwas aus dem Nichts erschaffen. Auch der Künstler ist davon nicht ausgenommen. Finden und Gestalten gehören zusammen. Das, was wir von Natur aus vorfinden, ist die unerlässliche Grundlage jeden Schaffens. Während die Natur weder von uns und schon garnicht von der Kunst abhängig ist, sind nicht nur die Kunst, sonder auch wir selbst grundsätzlich abhängig von ihr. Die Natur macht Leben, macht Menschen, macht Kunst erst möglich. Indem wir gestalten, widersetzen wir uns aber der Natur. Wir lassen sie nicht, wie sie ist. Wir ordnen uns ihr nicht unter. Doch tun wir im Grunde nur das, was das Leben seinerseits ganz natürlich von uns erwartet. Denn Leben ist Veränderung. Indem wir gestalten, leben wir.«
Aphorismen:
»Es kommt viel mehr auf neue Inhalte an als auf neue Formen.«
»Alles alte Denken ist von Herrschaft geprägt.«
»Positive Visionen zu kreieren braucht viel mehr Kreativität als negative Szenarien hochzurechnen.«
»Zum Blick voran gehört der Kontakt nach innen.«
»Kunst ist Luxus. Man braucht sie nicht. Das macht ihren Wert.«
»Wer sich selbst nicht spüren kann, den kann man nicht berühren.«
»Die Menschheit war noch nie erwachsen. Bisher gab es nur zu erwachsenen Leistungen dressierte Kinder.«
Wissenschaftler sind wie Menschen, die durch ein Fenster schauen. Wenn ein Vogel vorbei fliegt und am linken Rand des Fensters erscheint, sagen die Wissenschaftler, der Vogel hat eben angefangen zu existieren. Dann analysieren sie den Vogel, seine Form, seine Flugeigenschaften, seine Farbe und Beschaffenheit. Wenn er dann einige Momente später am rechten Rand des Fensters wieder verschwindet, sagen die Wissenschafter, nun hat er aufgehört zu existieren.
So beschreiben sie die Welt. Sie sagen, da ist eine DNS, die existiert plötzlich und nun beschreiben wir sie. Irgendwo verlieren sie dann die ganzheitliche Bewegung und Wirkung der DNS wieder aus dem Blick und sagen, hier endet die DNS.
Sie gehen einfach nach dem Augenschein, nach der phänomenologischen Situation. Hier tritt etwas in Erscheinung, da endet etwas. Sie können nur das wahrnehmen, was sie messen und wiegen können. Das, was sie begreifen können. Be-Greifen kommt von Greifen, von Grapschen. Und so sind viele Wissenschaftler eigentlich Grapscher. Sie wollen die Objekte, die Außenwelt begrapschen und unter Kontrolle bringen. Diese Wissenschaft ist in diesem Sinne leider tatsächlich Herrschaftswissen. Sie geht hervor aus der Grundhaltung der Kontrolle über die Phänomene.
Dies ist die haptische Wahrhnehmung, das Anfassen, Festhalten, Fixieren, auch das Einverleiben. Sie geht in diesem Sinne aus einem frühen egoistischen Motiv hervor.
Höhere, spätere Formen der Wahrnehmung sind das Hören und das Sehen. Das Sehen wird wohl als die höchste Form des Weltbezugs zu verstehen sein. Das Sehen ist rein wertfrei und kontrollfrei. Dem Sehen geht es nur um Sehen-was-ist.
Das Hören darf wohl als zweithöchste Form der Wahrnehmung gelten, denn das Hören ist wertend im Sinne von Sich-Unterordnen, wie noch die Wortformen Gehorchen und Auf-jemanden-Hören zeigen. Hören kann indirekt wertfrei sein, indem man alles hört und allem folgt.
Sehen ist die totale Offenheit und direkte Wahrnehmung, ohne an den Objekten Veränderungen vorzunehmen, z.B. ihre Bewegungsfreiheit einzuschränken oder die Wellenfunktion zusammenbrechen zu lassen. Sehen ist nicht-statisch. Sehen ist nicht-eingreifend. Sehen ist nicht-feststellend. Sehen ist nicht Messen und Wiegen. Sehen ist die Dialektik im Prozess. Sehen ist das Nicht-Entscheiden. Aus dem Sehen können Gedanken hervorgehen, wie aus allen Wahrnehmungen. Aber diese Gedanken sind völlig original, nicht konzeptuell. Das Sehen selbst entzieht sich der zweiwertigen Logik bzw. dem dualistischen Denken. Es ist in den herkömmlichen Begriffen fast nicht ausdrückbar, denn die Begriffe, die dazu notwendig sind, sind oft schon seit Jahrtausenden verloren gegangen. Begriffe gehen aus Be-Greifen hervor.
Die Sprache selbst ist in ihrem Ursprung seherisch, in ihrer Quelle hörerisch. Erst als materialisiertes Sediment, als Ablagerung ist sie begrifflich.
Zum Denken: Die Priorität des Sehens als Weltbezug beweist sich durch den Sachverhalt, dass die aus ihm hervorgehenden Gedanken genuin originäre Gedanken sind. Sie beruhen nicht auf Gehörtem oder Wiedergedachtem, und nicht auf Vor-Gestelltem oder Fest-Gestelltem, also Be-Griffenem. Das Greifen ist das Festhalten, Feststellen. Unsere begriffliche Sprache geht aus Fest-Gestelltem hervor, sie gehört in die Welt der Statik, des Toten. Leben ist Fluss und Bewegung. Es lässt sich nicht fest-stellen, es ist fortwährend neu und einzigartig, ewig individuell und original, unreduzierbar. Original bedeutet Ur-Sprung und noch mehr. Das Wort »Ursprung« weist auf diese Dialektik von Statik und Fluss hin. Der Sprung ist ein Beginn und zugleich eine Bewegung. Der Ur-Sprung ist der erste Sprung überhaupt. Er ist das Herauskommen aus der Statik und der Beginn der Bewegung.
Das Fließende, das Leben ist nach zwei Seiten vom Stehenden eingefasst. Auf der einen Seite ist es Gott, auf der anderen Seite der Tod. So haben Gott und Tod eine gewisse Ähnlichkeit, bilden aber zugleich These und Antithese. Das Leben ist das Dritte, die Synthese. Gott und Tod sind außerhalb der Zeit. Das Leben ist in der Zeit. Hieraus wäre zu verstehen die Faszination des »ewigen Lebens« als Widerspruch in sich und damit Verheißung auf eine höhere dialektische Synthese.