Philosophie, Selbst

Der absolute Ort, Band 1 und 2

»Der absolute Ort«:

Ich freue mich, Euch mein philosophischen Werk  vorstellen zu dürfen.

Band 1 erschien im August 2014. Band 2 nun im August 2015.

Die menschliche Existenz ist immer relativ. Es fällt uns schwer, absolute Maßstäbe zu finden, an denen wir unsere Ethik und unsere Moral ausrichten können. Verschiedene Menschen haben verschiedene Werte, und diese hängen ab von Ort, Zeit und Umständen. Leider sind wir als Menschen endlich und auch sterblich. Es gibt innerhalb der menschlichen Gesellschaft nur bedingt absolute Werte. Selbst Werte wie Gerechtigkeit oder Gleichheit werden fragwürdig, wenn es um das individuelle Selbst geht, das einzigartig ist und mit niemandem verglichen werden kann.

 

Grandville: le pont des planetes

Die Aufsätze des Buches beschäftigen sich von verschiedenen Seiten mit der Frage, wie der einzelne sich als Subjekt und als Teil der Gesellschaft verorten kann. Es geht nicht um blinden Glauben oder religiöse Dogmen, sondern um eine erkenntnistheoretische Dimension. Der französische Philosoph Immanuel Levines hat auf dieser Qualität Gottes hingewiesen. Er ist der absolute Ort, von dem aus wir uns selbst und den anderen verstehen können. Der absolute Ort ist Gott, wie jeder für sich versteht.
Mehr Infos und Bestellungen: www.tattva.de/der-absolute-ort

 

Inhalte:

Der Autor Ronald Engert

Band 1: Aufsätze 1994-2007

Tattva Viveka Edition, Berlin 2014, Band 1, 376 S., geb., 24,80 €
Auch als eBook: 14,80 €
ISBN Print: 978-3-945129-06-7
ISBN eBook: 978-3-945129-07-4

Der rote Faden • Die Dialektik der Religion • Omnia videns. Zur Sprachtheorie der Kabbala • Zur Kritik der Gewalt • Platon und die Bhagavad-gita • Die Lebenskurve • Kritik des Intellekts • Geist, Leben und Materie • Das Eigene und das Fremde • Leben bestimmt Leben • Das Bewusstsein der Maschinen • Magisches Denken und esoterisches Gottesbild • Der 11. September und der Terror der westlichen Welt • Die Gottesvergiftung und die Wunde des Gewissens • Die Seele ist ewig • Wer bin ich? • Vedische Erkenntnistheorie • »Bleep« • Die drei Gesichter Gottes • Der Kreuzzug der Gottlosen • Über das Sehen

Der Autor Ronald Engert

 
 
Band 2: Aufsätze 2008-2014

Tattva Viveka Edition, Berlin 2015, Band 2, 334 S., geb., 24,80 €
Auch als eBook: 14,80 €
ISBN Print: 978-3-945129-09-8
ISBN eBook: 978-3-945129-10-4

Warum Philosophie des Subjekts? • Religion als Sucht • Optimierung des Menschen? • Fühlen und Denken • Live Stream. Leben und Gefühl • Die Pforte zu sich selbst. Meditation und Wissenschaft • Entwirrung der Gefühle • Wir sind alle ewige Personen • Die Geschichte der Tattva Viveka • Woher kommt das Recht? • Ins and Outs. Männliche und weibliche Erkenntnis • Der subjektive Faktor und die objektive Wissenschaft • Sektenhetze als spirituelles Phänomen • Blick in die Ewigkeit. Nahtoderfahrungen • Die Ekstase der Gottesliebe • Die Kunst des Nehmens • Die spirituelle Bedeutung von Geld • Da ist niemand

Jetzt hier mehr zum Inhalt und zum Webshop: www.tattva.de/der-absolute-ort

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Indien-Blog 2013

Was tue ich, wenn ich befreit bin?

IMG_3264Gestern wohnte ich einem Gespräch mit Sadhu Maharaj, unserem spirituellen Meister, bei, in dem er sagte, dass von 1000 Schülern vielleicht einer dabei ist, der diese innere Wahrheit aufnehmen kann und will, dass wir einen spirituellen Körper haben, mit dem wir im göttlichen Spiel teilnehmen.

Sobald wir nämlich materielle Wünsche haben, werden uns diese von diesem Motiv, den spirituellen Körper zu entdecken und zu kultivieren, wegtragen. Wir müssen erst alle unsere materiellen Wünsche erfüllt oder erledigt haben, bevor wir den spirituellen Wunsch und den dazu passenden Geschmack entwickeln, im spirituellen Zustand an der spirituellen Realität Gottes teilzuhaben.

Zudem bedarf es eine intellektuellen Großtat, nämlich dem kognitiven Verständnis, dass wir a) einen spirituellen Körper haben und b) mit diesem Körper auch noch ganz spezifische Handlungen ausführen, die darin bestehen, in einer weiblichen Form die Dienerin und Freundin der Göttin der Liebe zu sein und ihr und ihrem Geliebten zu helfen sich zu treffen.

Zahme Vögel singen von Freiheit. Die Wilden fliegen.

So gut wie alle Philosophien und Glaubenssysteme beschäftigen sich mit dem Problem des Leids und der Unfreiheit. Offensichtlich sind wir als Mensch und Menschheit in einem Zustand befangen, indem es uns an Glück, Freude, Erfolg, ewiger Existenz und ähnlichen Dingen mangelt. Die Philosophien und Religionen beschäftigen sich damit, den Menschen aus dem Leiden herauszuführen und ihm glücklich zu machen. Solange wir uns nicht aus dem Leiden befreit haben, sind wir gefangen. Das Ideal oder der vollkommene Zustand wird als ein Zustand der vollkommen Freiheit vorgestellt. Wir unterliegen keinerlei Begrenzungen mehr, sind in Frieden und Glückseligkeit angelangt. Der Gesang – also die Reden, Schriften, philosophischen Konzepte – besingt diese Freiheit.

Was tut man aber, wenn man befreit ist?

Die Frage, wie man befreit wird, muss geklärt werden. Dies ist schon ein sehr weiter Weg. Erst nach der Befreiung kann man sich darüber Gedanken machen, wie es nun weitergeht. Schon an diesem Punkt hat man seine materiellen Motive hinter sich gelassen. Allerdings ist der Weg der Befreiung nicht das gleiche wie der Weg der Freiheit. Befreiung bedeutet, dass man gefangen ist und aus dieser Gefangenschaft entkommen möchte. Man möchte sich befreien oder befreit werden. Nach der Befreiung beginnt die Freiheit. Wenn man auf dem Weg der Befreiung seine materiellen Motive hinter sich gelassen hat (diese Stufen zu erklären bedürfte einer längeren Ausführung, die ich aber überspringe), ist dies zunächst ein negativer Zustand. Ich will nicht mehr reich und berühmt werden. Ich will nicht mehr schön sein. Ich will nicht mehr Sex haben. Ich will nicht mehr in materieller Vollkommenheit leben usw. (Es ist nichts schlimm daran, Sex zu haben oder reich zu sein. Aber es ist nicht das höchste und letzte Motiv.)

Der Weg der Freiheit

Die Gesamtheit der materiellen Bedingtheit umfasst den zeitweiligen materiellen Körper, der den Begrenzungen von Raum und Zeit unterworfen ist. Dieser materielle Körper ist in einem erweiterten Verständnis aufzufassen. Er umfasst unsere physischen Körper, unseren materiellen Geist und unsere materielle Intelligenz sowie unser falsches Ego, mit dem wir uns mit diesen zeitweiligen und bedingten Umständen identifizieren und versuchen sie zu kontrollieren, um daraus Freude zu ziehen. Jenseits dieser Bedingtheiten gibt es kein Leiden und keine Illusion.

Der spirituelle Körper

Dieser erweiterte materielle Körper wird durch einen spirituellen Körper ersetzt. Wir nehmen eine spirituelle Identität an, die im Zusammenhang mit dem göttlichen Spiel steht. Diese spirituelle Identität existiert ewig und sie ist das, was ich wirklich bin. Ich habe diese ganzen Bedingtheiten hinter mir gelassen. Ich habe aufgehört zu kämpfen, weil der Kampf vorüber ist. Es gibt keine Gefangenschaft mehr. Das Thema der Befreiung ist erledigt. Ich bin befreit.

Ich bin immer noch ich. Vielmehr bin ich jetzt wirklich der, der ich bin. Ich bin immer noch ein fühlendes Wesen. Ich suche nicht mehr nach Liebe, ich liebe. Ich suche nicht mehr nach Glück, ich bin glücklich. Ich muss nichts mehr tun. Ich spiele. Ich habe liebevolle Beziehungen, die durch spirituelle Ekstase gekennzeichnet sind und kein Leiden hervorrufen – zumindest keines, dass die spirituelle Ekstase verhindert. Ich bin in meinem realen Geist, mit dem ich jetzt hier bin, in einer Meditation über diese Spiele.

IMG_3265Teilhabe am göttlichen Spiel

Ich fühle intensive Gefühle von Glück, Aufgeregtheit, Erstaunen, Begeisterung, Geborgenheit, Freude. Ich empfinde Wärme, Licht, Klang, Geruch und Geschmack. Ich sehe Gestalten um mich herum, die eine solche Liebe ausstrahlen, wie ich sie noch nie erlebt habe. Der spirituelle Körper der Göttin erstrahlt in einem unerklärlichen goldenen Licht und ist bedeckt mit Kunstwerken (Kleidung und Schmuck), wie ich sie noch nie gesehen habe. Es ist ein noch nie gesehener, überwältigender Anblick, der meinen Geist stutzig macht. Meine Augen können sich nicht mehr davon lösen. Ich schaue hin und fühle eine tiefe innere Ergriffenheit, ein grenzenloses Staunen, ein Gefühl, wie wenn ich eine Höhle voller Gold entdeckt hätte oder der beste Freund einer sehr berühmten und mächtigen Person wäre oder so etwas, etwas ganz Besonderes, Einzigartiges, noch nie Gesehenes. Eine unbeschreibliche Freude, ein Riesenglück. Das ist die Göttin.

Ich bin einfach dabei. Ich bin mit ihr vertraut. Was ist ihr größtes Sehnen? Was ist ihre größte Ekstase? Wem gehört ihr Herz? Sie trifft sich mit ihrem Geliebten, mit Gott. Wie sollte das aussehen? Oh je, der Weg zu diesem Verständnis ist unendlich weit. Vorgestern saß ich in einem Gespräch über die Eigenschaften von Göttin und Gott und ihre Spiele der romantischen Liebe und hörte Dinge, die ich noch nie gehört habe. Seit 25 Jahren gehe ich diesen Weg. Ich habe die Sanskrit-Schriften, die Veden, studiert. Ich kenne alle Yogasysteme. Ich habe die Bhagavad-gita zehnmal gelesen. Ich kenne seit Jahren die Schriften der süßen Spiele von Göttin und Gott. Doch vorgestern dachte ich: Was habe ich diese 25 Jahre gemacht? Doch das ist die Eigenschaft der spirituellen Welt. Es eröffnen sich immer wieder neue Welten. Es ist immer frisch. Es ist immer neu wie das erste Mal. Es ist unendlich. Es wiederholt sich nie. Ganz neue Welten taten sich auf und ich fühlte mich wie ein ABC-Schütze, der seinen ersten Schultag hat.

Wie kann man in eine solche vertraute Position zur Göttin gelangen? Wie kann es möglich sein, ihr so nah zu sein? Warum ist es für die Seele richtiger, der Göttin nahezu sein als Gott nahe zu sein? Ist das unsere naturgemäße, wesensgemäße Bestimmung? Die spirituellen und philosophischen Implikationen sind multidimensional und astronomisch. Und trotzdem ist das Endergebnis etwas total Einfaches. Wir machen nichts Besonderes, nichts Heldenhaftes oder Abstraktes. Göttin und Gott liegen im Bett und küssen sich. Ich habe ihnen das Bett bereitet. Oder: das Treffen zwischen ihnen steht erst noch bevor und jemand überbringt eine Botschaft, wo und wann das Treffen stattfinden wird.

Es geht darum, sich in diesem spirituellen Körper, mit dem man im göttlichen Spiel teilnimmt, zu fühlen. Dass dies die Wirklichkeit ist, wird man dann schon merken. Von außen an dem Honigglas zu lecken, wird nicht reichen, um den Geschmack des Honigs zu erfahren.

Srila Prabhodananda Sarasvati singt:

O Radha! Nachdem du in einer geheimen Waldlaube überglücklich die Nacht mit deinem ekstatischen Liebhaber genossen hast, bade ich dich und serviere dir honigsüße Delikatessen. Wann wirst du in Schlaf fallen, während ich mit meinen Händen deine Lotusfüße massiere?

O Radhe! After you blissfully spent the night enjoying pastimes with your rasika lover in a kunja I bathe you and serve you some honeysweet eatables. When will you then fall asleep while I massage your lotusfeet with my hands?

(Vers 17, Radha Rasa Sudhanidhi (die Schatzkammer von Radhas göttlicher Ekstase))

Bhaktiseite von Ronald Engert: www.gopi.de

Homepage von Sadhu Maharaja: www.sadhumaharaja.net

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Indien-Blog 2013

Die ewige Identität

414838_472466966113259_905109900_oDie Bhakti, die Gottesliebe, greift langsam aber sicher. Ich fühle, wie sich die spirituelle Energie ansammelt, verdichtet, verstärkt. Ich fühle Radhika. Ich fühle ihre Liebe. Sadhu Maharaj überschüttet mich mit seiner spirituellen Liebe. Er will mir seine Barmherzigkeit geben. Es wartet ein neuer Schritt auf mich: die Begegnung mit meiner spirituellen Identität, konkret. 

Jeden Tag entwickelt sich meine Stimmung der Liebe, die Bhakti, weiter. Sie lädt sich auf durch die Umgebung und die Gemeinschaft, Vrindavan als heiliger Ort, die Gottgeweihten um mich herum, die vielen Tempel und die vielen Orte, an denen das göttliche Spiel permanent stattfindet. Das göttliche Spiel ist real, es findet hier und jetzt statt. Jedes Sandkorn, jedes Silizium-Atom, ist hier mit der göttlichen Schwingung informiert. Es ist nicht egal, wo man sich befindet, denn jeder Ort trägt seine spezifische Information, die aus den sich dort befindenden Lebewesen, ihrem Bewusstsein und ihren jeweiligen Taten resultiert.

Radha und KrishnaHier an diesem Ort, Vrindavan, wirkt Radha, die Göttin der Liebe. Wir stehen in Kontakt. Sie möchte mich auf der spirituellen Ebene treffen, in meiner spirituellen Identität. Diese Identität, mein siddha-deha, gilt es zu finden. Sie wird vom spirituellen Meister offenbart, indem er in seiner Meditation in das göttliche Spiel hineingeht und mich dort sucht. Ohne siddha-deha, ohne spirituellen Körper, kann man das göttliche Spiel nicht schauen. Und ohne diesen siddha-deha kann man auch die prema, die göttliche Liebe, nicht voll und ganz erfahren. Dazu brauchen wir das goldene Gefäß.

Wir lesen täglich zwei- bis dreimal aus dem Radha-Rasa-Sudhanidhi von Srila Prabhodananda Saraswati (Hit Harivamsa), einer Schrift ca. aus dem 17. Jahrhundert, und Sadhu Maharaja gibt dazu seine Verwirklichungen. Er erfährt die spirituelle Ebene in seinem Gefühl. Er spricht aus der Liebe und ich erkenne immer wieder von Neuem: Es ist die Liebe, aus der das Wissen entspringt. Wissen ohne Liebe ist trocken und maschinell. Es ist logisch-rational, nicht lebendig und dadurch unvollständig. Aber aus der spirituellen Emotion der Liebe offenbart sich das Wissen über die gesamte Existenz des Lebewesens. Und die primäre spirituelle Emotion der Liebe ist die Liebe zu Gott. Aus dieser Erfahrung der göttlichen Liebe entspringt die Liebe zu allen Lebewesen. Das Ego schmilzt.

Wissen ist nicht schlecht. Es ist sehr gut, philosophisch die Wahrheit zu suchen und im Denken stark zu sein, aber es ist nur die Unterstützung der Liebe, das Mittel, nicht der Zweck.

Radha Mohan

Radha Mohan, Altar-Bildgestalten im Munger Mandir in Vrindavan

Echtes Wissen resultiert aus gelebter Liebe. Es ist kein Buchwissen oder bloße Information. Es wird als lebendige, integrale Erfahrung von Mensch zu Mensch durch die Barmherzigkeit weitergegeben. Die Barmherzigkeit, die der Erleuchtete dem Anwärter gibt, besteht aus Liebe. Der Anwärter muss allerdings bereit sein, sich diesem Schauer der Barmherzigkeit auszusetzen. Es bedeutet, er wird nass. Wir scheuen uns vor dieser Nässe und rennen lieber weg. Oder wir nehmen einen Regenschirm. Nass werden bedeutet, dass man das falsche Ego aufgeben muss, es kann zum Fieber kommen, wenn man die spirituelle Reinheit nicht auf Anhieb verdauen kann. Die alte Identität verändert sich zu einer neuen. Aber was für einen besseren Weg sollte es geben, als den in meine ewige spirituelle Identität als Teilnehmer im göttlichen Spiel, als ewige Gefährtin von Srimati Radhika?

Bhakti-Homepage von Ronald Engert: www.gopi.de

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