Seit zwei Wochen wohne ich nun fest in Berlin. Am 13. und 14. Februar 2011 bin ich sowohl mit meiner Wohnung als auch mit meinem Büro von Bensheim nach Berlin gezogen. mittlerweile setzt sich der Staub ab, die Unordnung verwandelt sich wieder in Ordnung und ich bekomme langsam einen Überblick.
Wie jedes Mal auch in den letzten sechs Monaten ist die Wiederankunft in Berlin nach einer Zeit in Bensheim aufregend und es passiert viel. Es ist immer wieder so, dass, ohne dass ich es aktiv arrangiere, viele Ereignisse stattfinden, wie Begegnungen mit Freunden und Bekannten, Events, kulturelle Veranstaltungen etc.
Mein Büro ist in der gleichen Etage wie die Redaktion SEIN. Wir sind also jetzt zwei Redaktionen mit ziemlich gleichem Themenspektrum, so ergibt es sich, dass bisweilen ja auch Menschen vorbeikommen, die mit beiden Redaktionen bekannt sind. So kam zum Beispiel am Freitag Stefan Datt mit seiner Freundin, die zusammen das alljährlich stattfindende Berliner Yoga Festival organisieren, ein großer Event mit zahlreichen Vorträgen, Konzerten, Seminaren und sonstigen Veranstaltungen. Stefan wollte eigentlich zur Sein-Redaktion, weil sie zusammen ein Sonderheft machen. Der zuständige Chefredakteur war jedoch noch nicht da, und so saßen sie einige Zeit bei mir im Büro und wir besprachen unsere eigenen Kooperationen. Nebenbei behandelte er noch mein Knie, dass aufgrund eines überlasteten Meniskus infolge des Umzugs bereits seit mehreren Tagen schmerzte. Außerdem erzählte er mir von einem Flashmob, der am nächsten Tag, am gestrigen Samstag, stattfinden sollte. Am gleichen Tag war auch die Yoga Expo, eine Yoga-Messe. Außerdem war abends in einer Yogaschule in Prenzlauer Berg ein Mantra-Singen angekündigt. Der Samstag versprach also ein reichhaltiger Tag zu werden.
Nachdem ich am Samstagmorgen mehrere Stunden mit der Einrichtung und Installation in meiner Wohnung verbracht hatte, die natürlich nach dem Doppelumzug noch nicht fertig ist, machte ich mich am frühen Nachmittag auf dem Weg zur Expo.
Erstaunlicherweise begegneten mir dort viele alte und neue Bekannte. Vor allem sah ich reichlich Bhaktas, Krishna Devotees. Nach und nach stellte sich heraus, dass sie die Veranstalter waren. Die ganze Veranstaltung war jedoch sehr offen organisiert, und es begegnete mir hier eine ganz neue Art von Krishna-Bewusstsein – überhaupt nicht dogmatisch. Dementsprechend wohl fühlte ich mich dort und traf sogar Sacinandana Swami, der eine ganz neue Haltung an den Tag legte. Er zeigte großes Verständnis für andere Yoga-Wege und auch für Menschen, die mehr körperorientiert sind oder etwa dem so genannten Advaita zusprechen – alles Dinge, die früher von den Krishnas vehement abgelehnt wurden.
Begehung des Sony-Centers am Potsdamer Platz in Berlin kurz vor dem OM-Flashmob.Um 18.00 Uhr sollte der OM-Flashmob sein. Dieser fand am Potsdamer Platz im Sony Center statt. Ich machte mich so kurz nach 17.00 Uhr auf dem Weg. Es waren nur zwei Stationen mit der U-Bahn und ich hatte noch genug Zeit, den Sony Center zu suchen. Den Potsdamer Platz hatte ich mir in meiner Berlin-Zeit bisher noch nicht angeschaut. Er ist mehr oder weniger einer Ansammlung von Konsumtempeln in Hochglanz-Architektur, alles teuer, alles schick, alles merkwürdig. Ich hatte noch etwas Zeit, die ich nutzte, um mich etwas umzuschauen, und staunte doch nicht schlecht über das architektonisch interessante Bauwerk. Die Zeit schritt fort und bald war es 10 vor 6h. Viele Menschen waren auf diesem Platz wobei einige von ihnen aussahen, als wären sie Teilnehmer des Flashmops.
Om-Flashmob in Berlin im Sony-Center am Samstag, den 26.02.2011. Ca. 150 Menschen trafen sich spontan, um in der Einkaufsmeile kollektiv die heilige Silbe „OM“ zu intonieren. Ein wahrhaft begeisterndes Gemeinschaftserlebnis.Um 18.00 Uhr begann dann das OM-Singen, es müssen ungefähr 150 Menschen gewesen sein. Es war ein sehr eindrucksvolles Erlebnis, gemeinschaftsbildend, begeisternd. Das Om wurde immer lauter, es hallte in der großen Arena wider. Menschen liefen umher in einer achtsamen und gemessenen Weise, während sie gleichzeitig die heilige Silbe intonierten.
Nach dem OM-Flashmob haben wir spontan noch ein Lied zu Ehren von Shiva gesungen.Zum Schluss nahmen wir uns alle an den Händen und bildeten einen großen Kreis, der den ganzen Platz umschloss. Ahnungslose Passanten standen dabei und wunderten sich, was hier passiert. Nach gut fünf Minuten war der Spuk vorbei. Die Menschen zerstreuten sich weder, einige standen noch zusammen und redeten. Ich traf noch drei Freunde von mir, dich ich schon seit drei Wochen nicht mehr gesehen hatte. Zur Veranstaltung hatte etwas familiäres. Ich traf Freunde und Bekannte, und auch diejenigen, die ich nicht kannte, waren mir irgendwie vertraut und ich fühlte mich zugehörig. Um 19.00 Uhr sollte noch ein Mantra-Konzert auf der Yoga Expo sein, und die Freunde gingen spontan mit. Wieder auf der Expo dauert es nicht lange, und das Konzert begann. Wir hörten wunderschöne Bhajans und sangen alle mit.
Auf der Yoga Expo in Berlin ein kurzer Schnipsel vom Sita-Ram Mantra.Dieses Mantra-Singen bewirkte eine spirituelle Erhebung und berührte mein Herz. Es war schön, mal wieder die heiligen Namen Gottes zu singen. Etwa acht Musiker, angeführt von dem indischstämmigen Madhava, der sang und Harmonium spielte, interpretierten die Lieder virtuos und professionell. etwa 100 Gäste im Publikum sangen mit lauter Stimme mit.
Dies ist Berlin. Es ist nicht nur ab und zu mal ein kulturelles Ereignis zu finden, sondern an einem Tag gleich drei verschiedene. In dieser Hinsicht ist die Stadt reich und eine Fülle von Möglichkeiten bietet sich den interessierten kulturell Kreativen.